Yachtcharter - Maritime Incentives & Events und meer
Leseproben von Hans Mühlbauer im Klartext
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Eine Insel mit zwei Bergen

... und nem Barbecue am Strand - Seychellen-Segeltörn mit Vollpension  

Was ist 25 Meter lang, 10 Meter breit, brummt hin und wieder, und steht mit beiden Beinen fest auf dem Wasser? Der Traum-Katamaran von Dream-Yacht-Charter, auf dem ich am 11-tägigen „Bird Cruise“ teilnehme.

Für mich – Hans Mühlbauer und Chef von DMC-Reisen, der ich mich mit exklusiver Yachtcharter und mit Maritimen Incentives & Events beschäftige -  ist die Situation ebenso neu wie ungewohnt: Sonst auf eigenem Kiel und auf anderen Yachten als Kapitän unterwegs, kann ich hier eine „Fully Crewed Charter“ erleben, und muss mich um nichts kümmern. Ein Skipper und weitere drei Crewmitglieder kümmern sich um wirklich alles: Schiffsführung, Navigation, Verpflegung, Einkauf, ja sogar das Anlanden gefangener Fische und aufmerksame Hilfestellung beim Einsteigen ins Beiboot. Dieses wird in den kommenden Tagen eifrig genutzt werden, denn mit Häfen, bequemen Marinas, oder  wenigstens Stege für Dingis ist so ziemlich Fehlanzeige. Dafür schießt zum Anlanden schon mal ein keines Motorbötchen samt einheimischem Bootsführer und Gästen volle Pulle den Sandstrand hinauf bis ins Trockene, denn die nächste brandende Welle folgt sofort und würde das Boot tosend unter sich begraben. Spannende Tage werden´s also sein „in Paradise“!

Die Inselgruppe der Seychellen liegt etwa 500 Seemeilen östlich von Afrika und nördlich von Madagaskar – knapp südlich des Äquators. Wegen der gigantischen Granitformationen, die von Wind und Wellen geschliffen wurden, umrahmt von riesigen Palmen, wegen des grandiosen bunten Fischreichtums, der exklusiven Hotels und Ressorts, und natürlich wegen des meist knapp 30 Grad warmen türkisen Wassers kommen die Besucher aus aller Welt zu diesen Perlen des Indischen Ozeans – so auch ich. Große Hotels mit lärmenden Menschenmassen, die sich an All-inclusive-Buffets drängen, gibt es hier nicht. Dafür aber abgeschiedene und luxuriöse Unterkünfte auf vielen Inselchen – und eine Reihe von Yachtanbietern, die Charteryachten aller Größen für Selbstfahrer sowie Yachten mit Crew für Segler, Nichtsegler und Taucher anbieten.

Die Ankunft mit Air Seychelles beschert mir nach dem morgendlichen Regenguss knappe 100 Prozent Luftfeuchtigkeit bei fast 30 Grad Temperatur. So ist es ratsam bereits kurz vor der Landung auf leichte tropische Klamotten umzusteigen und die europäische Kluft gegen T-Shirt und Shorts auszutauschen. Sonst klebt das Hemd am Körper noch bevor der Zoll die Schlange der Wartenden erfasst und deren Pässe abgestempelt hat. Der Taxitransfer zur Yacht dauert nur wenige Minuten, wo ich mit einem Willkommensdrink von Skipper und Crew an Bord herzlich begrüßt werde. Anschließend mache ich es mir in meiner Kabine bequem und genieße eine schnelle Dusche in meinem separaten Bad.

Ich bin auf der Suche nach „meiner“ Trauminsel – der Insel mit zwei Bergen, einem Taleinschnitt dazwischen, und an  beiden Flanken je einem kitschig-schönen Traumstrand. Bilder habe ich davon gesehen, und den Namen kenne ich auch schon: Grand Soeur. Gleich beim An-Bord-Kommen hatte ich unseren Skipper schon damit genervt, dass wir unbedingt dort ankern sollten! Er sagte lakonisch: “Mal sehen ob das Wetter mitspielt.“ Nicht grade meine Wunschantwort, aber immerhin habe ich ne Chance. Ende erster wartender Tag in Paradise.

Charlie, unser Skipper, und seine Crew haben inzwischen in der „Angel Fish Marina“ auf der Hauptinsel Mahe abgelegt, denn alle Gäste sind an Bord. Unser Megakat namens „Sualiga“, angetrieben von zwei jeweils 135 PS starken, aber leisen Dieselmotoren, gleitet im Fahrwasser entlang der Ostküste und schwenkt dann hinaus auf die See. Kaum ist das Ansteuerungsfeuer des Haupthafens Victoria passiert lässt Charlie die Segel setzen. Das imposante Großsegel wird von Dennis, dem „Best Boy“, bedient und es steigt langsam, gezogen von einer mächtigen Lewmar-Elektrowinsch, am Mast in die Höhe. Als dann Ronny, eigentlich der Tauchguide, aber hier erledigt jeder jede Arbeit, auch noch die Genua ausgerollt und wir auf halben Wind abfallen springt das Boot sofort an – 25 Meter Länge laufen – wie auf Schienen!

Und schon bimmelt der Koch Daniel an der Schiffsglocke und lädt zum Lunch ins Cockpit. Es gibt was Leichtes:  Salat aus grüner Papaya, Safranreis mit Fischsoße, und zum Nachtisch Passionsfrüchte und diese herrlichen süßen kleinen Bananen, die bei uns leider nicht zu kaufen sind. Ähnlich werden wir während der gesamten Reise kulinarisch verwöhnt: Frühstück, Mittagessen, nachmittags Kaffee und selbstgebackener Kuchen, und schließlich Dinner mit je einem Fleisch- und Fischgericht samt Beilage, garniert mit Salat, Nachspeise und Kaffee.

Gemeinsam mit mir reisen noch fünf Paare unterschiedlichen Alters. Zwei davon kommen aus Italien und die anderen drei Pärchen sind Franzosen, die generell die größte Besuchergruppe stellen. Sie alle buchten diesen Segeltrip mit unterschiedlichen Vorstellungen: Während die einen einfach die See und den Aufenthalt an Bord einer Yacht lieben ist es für andere eine ideale Möglichkeit die verschiedenen Inseln zu bereisen – ohne ständiges Umziehen von Hotel zu Hotel. Wiederum ein anderes Pärchen genießt den Rundum-Service samt Vollpension an Bord, und wenn die Segel schließlich gesetzt sind und das Motorengebrumm erstirbt, dann verstummen sogar die sonst so gesprächsbereiten Italiener und genießen stumm staunend die Fahrt. Die Verständigung an Bord klappt gut auf Englisch. Die Crew spricht zusätzlich Französisch und Creole, die Sprache der Einheimischen.

Flink wieselt Charlie ständig über die Yacht und taucht überall da auf, wo eine Hand benötigt wird. Mal zupft er ein wenig an den Schoten, mal sichert er ein Gästehandtuch vor dem Über-Bord-Gehen. Ständig kuckt er ob es was zu reparieren oder zu verbessern gibt. Täglich erklärt er seinen Gästen das Tagesprogramm, weist auf Besonderheiten hin, und beantwortet gut gelaunt Fragen wie: “Was ist das für einen Insel?“ „Wo finde ich einen Flaschenöffner?“ „ Wie heißt Schweinebraten auf Creole?“... Die Frage nach der Insel ist natürlich berechtigt, der Name meist schnell wieder vergessen, die Flasche öffnet er natürlich eigenhändig, und für den Schweinebraten gibt es wohl keine Entsprechung in Creole.

Wir sind unterwegs mit nördlichem Kurs, und nach gut drei Stunden und 25 gutgemachten Seemeilen – ich kucke prüfend, ob diese meine Insel mit den zwei Bergen ist – wir erreichen die Insel Silhouette. In den kommenden Tagen werden weitere reizvolle Einlande mit ebenso exotischen wie vielversprechenden Namen wie Curieuse, Aride, Fregate, La Digue und Bird Island folgen. Auf Silhouette soll der französische Pirat Houdol gehaust haben und die Legende besagt, dass er hier, in einer tiefen Höhle, seinen Piratenschatz versteckt hat, den bis heute noch niemand entdecken konnte. Heute beherbergt die 740 Meter hohe und fast kreisrunde  Insel eine kleine Lodge für Besucher. Yachties, die an Land gehen wollen, müssen sich gegen Gebühr eine Besuchsgenehmigung ausnahmsweise schon in der Hauptstadt Victoria besorgen, die an der Rezeption der Silhouette Island Lodge vorzuzeigen ist. Auf den meisten Inseln ist das Ticket meist an der jeweiligen Rezeption zu erstehen.

Auf fast allen Inseln wird eine „Landing-Fee“, eine Art Eintrittsgeld erhoben, das meist zwischen 10 und 30 Euro liegt, und das an der Rezeption zu bezahlen ist. Eingeschlossen ist entweder nur das Betreten der Insel, oder zusätzlich der Bootstransfer zwischen Yacht und Strand, die „Marine Park Fee“ für den Nationalpark, oder eine Führung zu den Sehenswürdigkeiten der jeweiligen Insel. Viele Eilande befinden sich in Privatbesitz oder sind langjährig verpachtet, und die Inselherren lassen sich den Besuch der Touristen bezahlen. Wer in den einsamen Hotels, Ressorts oder Lodges auch mal zum Essen gehen will sollte sich unbedingt vorab anmelden, damit deren Küche auf eine Gruppe hungriger Seglermäuler  eingerichtet ist. Wiederum ist es der Skipper, der Vorbestellungen vornimmt und der vom am Törnbeginn vereinnahmten Geld die Gebühren bezahlt, so dass sich kein Gast mehr darum kümmern muss.

Das Wetter spielt heute nicht mit – warme tropische Regengüsse prasseln auf das große Bimini-Top, unter dem sich die Gäste versammelt und einmütig den nassen Landgang ausfallen zu lassen. Somit spart sich Charlie den Bootstransfer von der vor Anker liegenden Yacht zum keinen Hafen, der, außer von Dingies, nur von den hoteleigenen Transferbooten genutzt werden darf. Zweiter „bloody day“ in Paradise.

Zum Frühstück am nächsten Morgen ist Fische füttern am Heck angesagt. Ein ganzer Schwarm pfannengroßer Fledermausfische giert nach Küchenabfällen und Brotkrumen, die sie sich aus der Hand abholen. Ein wenig Streicheln wird von den vorwitzigen Fischen dabei durchaus toleriert.

Dann werden die Segel gehisst zum nächsten Etappenziel.

Für die Taucher unter uns stellt die Tatsache, dass der Tauchlehrer Ronny samt Kompressor und mehreren kompletten Ausrüstungen an Bord ist,  einen besonderen Luxus dar. Denn wann immer ein Gast die Unterwasserwelt erforschen möchte: Ronny ist da, hilft bei der Vorbereitung und taucht natürlich als privater Tauchguide mit. Auch Schnuppertauchgänge für Einsteiger sind möglich, sogar mit Prüfung! Unseren ersten Tauchgang unternehmen wir denn nahe Therese Island. El Nino, einhergehend mit Klimawandel und Temperaturerhöhung des Meerwassers, hat leider fast 60 Prozent der Korallenbestände vernichtet. Zum Glück erholen sich die Riffe so langsam, aber es wird Jahrhunderte dauern bis die alte Pracht wieder erblüht. Aber die Welt der Fische ist dafür umso bunter! Tropische Rifffische aller Coleur sind von unserer Anwesenheit wenig beeindruckt und lassen uns ganz nahe ranschwimmen: Steinfisch, Rotfeuerfisch und Muränen bekommen wir zu sehen. Sogar die großen Weißspitzen-Riffhaie lassen uns völlig unbehelligt. Eine Schildkröte kuckt mir minutenlang aus nur einem halben Meter Entfernung neugierig in die Augen und lässt sich sogar vorsichtig anfassen – so macht Tauchen richtig Spaß!

Während der mehrstündigen Passage nach Praslin werden die Schleppangeln ausgeworfen, und prompt gibt es lecker Abendessen! Ein etwa 60 Zentimeter langer Thunfisch zappelt am Haken, und nur wenig später holt Skipper Charlie einen fast meterlangen Dolphin an Deck! Abends zergeht das Thunfisch-Carpaccio, nur mit Limonen besprengt und mit ein paar Kräutern gewürzt, butterweich auf der Zunge, und die Dolphin-Steaks gibt es in der Pfanne  gebacken als Hauptgang. Der leichte Chablis dazu ist das I-Tüpfelchen auf dieses grandiose Dinner mit dem „Catch of the Day“. Dritter Tag in Paradise.

Wir waren am Abend erst nach Sonnenuntergang am Ankerplatz angekommen, und so war die Überraschung am Morgen umso größer, als wir sahen, wo wir geankert hatten. Jeder, der schon mal Fotos von den Seychellen gesehen hat, kennt dieses Motiv: Das kleine Inselchen Saint Pierre ziert die meisten Prospekte. Und wir schweben nur 100 Meter davor auf diesem schon fast kitschig-schönen türkisblauen Wasser! Wenn das keine klasse Aussicht zum Frühstück ist?! Schon werden die Kameras gezückt, um dieses einmalige Motiv der von Wind und Wasser zerfurchten Granitfelsen und der sich im Südost-Monsun wiegenden Palmen für die Lieben daheim festzuhalten. Beim Schnorchelgang um das Eiland zeigen sich die vielen Rifffische in prächtigen Farben in der Morgensonne.

...War wieder nicht „meine“ Insel, sieht aber superklasse aus.

Noch ein weiteres Highlight dieser Reise steht auf dem heutigen Programm: Ein Ausflug zum von der UNESCO zum Welt-Kulturerbe ernannten Vallee de Mai. Skipper Charlie bringt uns mit dem Beiboot zum flach auslaufenden Strand und ein Taxi zum Eingang des Nationalparks. Dieses Regenwald-Tal ist berühmt für seinen Bestand der Palmenart Coco de Mer. An den weiblichen dieser bis zu 30 Meter hohen Palmenart hängen die größten Nüsse der Welt. Bis zu 20 Kilogramm kann eine Coco de Mer wiegen. Ihre Form erinnert an einen weiblichen Schoß, so dass sich seit alten Zeiten viele Legenden um diese außergewöhnliche Frucht ranken. Eine Reihe von Spazierwegen führen durch den grünen Dschungel und die Ranger erteilen bereitwillig Auskunft über die verschiedenen, teils endemischen  Pflanzenarten, also Arten, die nirgends sonst auf der Welt wachsen. Zur Abkühlung unserer nach dem Spaziergang im Regenwald dampfenden Körper fahren wir an die Nordküste von Praslin zum Strand von Anse Lazio, der so aussieht wie man sich die Seychellen vorstellt: Feinsandig, palmenbeschattet, eine Bar samt Restaurant unter hohen Tamarinden, und am westlichen Ende eine kleine Lagune mit Süßwasser, wo denn meine paradiesischen Traum-Seychellenfotos entstehen. Anse Lazio wurde zu einem der 10 besten Strände der Welt gewählt! Es ist ein Ort zum Verweilen, und gleichzeitig eine der geschütztesten Ankerbuchten bei Südwestwinden. Another bloody day in Paradise.

Mit Kurs 338 Grad überwinden wir bei 4-5 Beaufort die knapp 50 Seemeilen bis nach Bird Island, das am Rand der ausgedehnten Seychellen-Bank liegt. Zwei Berge? Absolute Fehlanzeige! Bird Island ist keine Granitinsel sondern ein nur 2 Meter hoher, aber 1 Kilometer langer „Sandhaufen“, bewachsen mit Unterholz und Palmen. Georges und Margret Noah errichteten bereits im Jahr 1983 eine kleine, aber dabei umso feinere Lodge mit inzwischen 24 Bungalows – ohne Fernsehen, Telefon am Zimmer, ohne Swimmingpool und Animation... Dafür aber in direkter Nachbarschaft mit teilweise Millionen von Vögeln, die hier ihren Nachwuchs großziehen. Ferner ist Bird Island eine der zehn wichtigsten Plätze weltweit, wo die Meeresschildkröten ihre Eier ablegen. Robby heißt der Ranger, der sein Leben in den Dienst der Erhaltung dieser Geschöpfe gestellt hat und der die Kleinen Babys aufpäppelt, wenn sie mal die eigentliche Brutzeit schon verpasst haben. Sualiga ankert in Lee, also an der Nordwestseite der Insel auf 5 Metern Wassertiefe. Trotz des schützenden Riffes in Luv, auf dem sich die Wellen brechen, hebt und senkt sich der Katamaran im Schwell, denn der Ankerplatz ist von drei Seiten offen zum Ozean und sollte nur bei langfristig guter Wetterprognose angelaufen werden. Zum Dinner hat uns der Skipper im Inselrestaurant eingebucht: Fangfrischer Fisch, Kokosnusswasser in frisch geöffneter Frucht gegen Durst, Passionsfrüchte... – Noch ein gelungener Tag in Paradise.

Cousin heißt eines der Eilande westlich von Mahe. Es ist bekannt für seinen langen Sandstrand, der fast die ganze Insel umgibt, für seinen Vogelreichtum im Naturreservat, und für das spannende Anlanden am Strand, und das geht so: Die Yacht ankert etwa 100 Meter vor dem Ostkap über gut haltendem Grund, aber in „rolly sea“ – es schaukelt ein wenig in der Dünung. Aber nur Montag bis Freitag, von 09:30 bis 12:00 Uhr – sonst hat die Insel geschlossen. Ein Mitarbeiter der Inselverwaltung kommt mit einem außenbordergetriebenen Dingi längsseits und lässt die Besucher einsteigen. Alsdann positioniert es sich gut 50 Meter vom Strand entfernt und wartet auf den richtigen Augenblick – wann dies der Fall ist konnte ich nicht erkennen, der Bootsmann schon. Plötzlich gibt er Vollgas und mit dem Speed von  40 Pferdestärken rasen wir auf den Strand zu und brettern samt Boot den Strand hinauf, wo uns helfende Hände aus dem Dingi helfen – wir sind angelandet. Diese Aktion muss so sein, denn die Wellen hier sind recht hoch und brechen sich ungestüm am Ufer. Erwischt man den falschen Zeitpunkt oder bringt das Boot nicht sofort aus der Uferzone überspült die nachkommende Welle unweigerlich das Beiboot. Der Skipper bezahlt die Landing-Fee und dem Rundgang steht nichts im Wege.

Ile Cousin ist eines der weltweit ersten Inselschutzgebiete, denn sie ist die Heimat einiger endemischer Vogelarten, von Tieren also die es nur hier gibt. Jährlich wird sie von bis zu 300.000 brütenden Seevögeln besucht. Sie rühmt sich mit der höchsten Dichte an Echsen pro Hektar – Begegnungen mit Eidechsen sind also nicht ausgeschlossen. Aber keine Angst: Sie beißen nicht, sind nicht giftig, dafür klasse Fotomotive. In einer Bucht im Norden von Mahe geht auch dieser Day in Paradise zu Ende.

Heute ist es endlich soweit! Meine lang erwartete Insel mit zwei Bergen ist in Sicht – und wir kreuzen dahin auf. Die Überfahrt nach Grande Soeur, der Insel mit zwei Bergen, erfolgt am Besten von La Digue oder von Praslin aus, denn da gibt es einige Einkaufsmöglichkeiten. La Digue ist bekannt dafür, dass es (fast) keinen Autoverkehr gibt. Besucher können Fahrräder leihen oder sich auf einem Ochsenkarren, dem traditionellen Lastengefährt, kutschieren lassen.

Gut ausgerüstet mit Holzkohle, Hähnchen, Salat und frischem Fisch, den wir bei einem Fischer gekauft haben, gehen wir westlich von Grande Soeur vor Anker und lassen uns vom Taxiboot durch und über die schmale und seichte Riffpassage zum Strand bringen. Die Insel besticht mit ihren grandiosen Felsformationen aus Granitstein, die typisch sind für die Seychellen – natürlich umrahmt von Palmen und anderer üppiger Vegetation. Etwas abseits  liegt Esmeralda, die uralte Riesenschildkröte dösend im Schatten. Nach anfänglichem Unmutsgrummeln lässt sie sich von mir streicheln und sogar so weit in die Sonne locken, dass das Foto gut gelingt – Danke Esmeralda!

Der kurze Fußweg durch das Tal zwischen den zwei Bergen öffnet sich zur zweiten feinsandigen weißen Beach. Die Brecher aus Südost donnern spritzend gegen die Felsen und laufen den Strand hinauf – das ist Brandungsbaden für Geübte, denn der Sog kann auch einen geübten Schwimmer im Nu weit vom Ufer wegtragen. Der Strand am Westufer ist bei dieser Wetterlage besser. In dem kleinen Palmenwald befindet sich der Grillplatz, der nicht nur von uns, sondern auch von anderen Yachten genutzt wird. Während die Gäste baden, schnorcheln, oder sich auf der Insel umsehen, heizen die Köche der Yachten mächtig ein: Die bereitstehenden Grills werden befeuert und kurz darauf brutzeln Red Snapper, Thunfisch und Hähnchen auf den Rosten. Bequem an Tischen und Bänken serviert unsere Crew die Leckereien samt Beilage und Salat. Da die Insel um 15:00 Uhr geschlossen wird bleibt noch genügend Zeit für einen Segelritt zu einer der Nachbarinseln mit geschützten Ankerplätzen – und eventuell einem Restaurant für das Dinner. So neigt sich auch dieser erlebnisreiche Day in Paradise, der mir meine Insel mit zwei Bergen gebracht hat, zu seinem entspannten Ende.

Viele der Inseln sind relativ rund und nur wenig durch Einschnitte oder Buchten gegliedert. Ferner schützen teils weit vorspringende Korallenriffe die Eilande – nicht nur vor den heranbrausenden Wogen des Indischen Ozeans, sondern auch vor den Yachten. Diese müssen recht weit vor dem Ufer vor Anker gehen und sind der (Gezeiten-) Strömung und der Dünung voll ausgesetzt. Ankerplätze, die in der Jahreszeit der Nordwestwinde als sicher gelten sind bei Südost-Monsun voll dem Wind und der Dünung ausgesetzt, so dass diese dann nicht nutzbar sind. So kann man die Seychellen leicht zwei Mal, zu unterschiedlichen Jahreszeiten, besegeln und wird völlig andere Ankerplätze vorfinden.

Der Megakatamaran „Sualiga“ und das erst wenige Jahre alte Schwesterschiff „Neptun“ sind vom Typ „Nautitech 82 Pro“ und auf Grund ihrer Konstruktion ideal zum Erforschen dieses Inselparadieses: Acht separate und gut zugängliche Kabinen mit jeweils eigenem Bad, große Decksflächen mit riesigen Liegeflächen, ein schattiger Platz im Cockpit, komplette Bordtechnik mit Generator, Watermaker, 220 Volt Inverter, Tiefkühler etc., und nicht zuletzt eine einsatzfreudige Crew um Skipper Charlie machen einen Inselhopping-Trip im Paradies der Seychellen zum erinnernswertem Erlebnis.

Manche der Törns starten an der Hauptbasis von Dream-Yacht-Charter auf der Insel Praslin. Die Katamaranfähre „Cat-Cocos“ legt mehrmals täglich in Victoria am Inner Island Quai ab und bringt die Reisenden nach Praslin – nur etwa 200 Meter von der Dream-Charterbasis entfernt legt sie an. Air Seychelles bedient mit „Inselhoppern“ die Inseln und verfügt praktischerweise über jeweils passende Anschlussflüge. Wer es exklusiv mag lässt sich mit einem gecharterten Helikopter zur Zielinsel bringen.

Der Job des Charterskippers Charly beschränkt sich nicht nur darauf am Ruderrad zu stehen und eines Captain Cook gleich mit verklärtem Blick über den Ozean zum Horizont zu blicken. Ein Skipper muss viel mehr machen und können: Mechaniker, Elektriker, Mädchen für alles und jeden, manchmal Seelentröster, Gaudibursch, Animateur, Organisator, Reiseführer, auch mal Segellehrer, und er muss immer gut gelaunt dabei sein. Die Schiffsführung hat er quasi so nebenbei zu erledigen.

Ich hätte ja gerne noch mehr „bloody days in paradise“ genossen, denn Inseln und Ziele gibt es genug, aber mein Rückflugticket hat unmissverständlich ein definitives Datum aufgedruckt. Gut gefallen haben die grandiosen tropischen Landschaften, das Kreuzen auf der Sualiga zwischen den vielen Inseln, bei dem quasi nebenbei so mancher Fisch für die Pfanne gefangen wurde, und die Emsigkeit unserer Crew. Selbstfahrer werden sich zuerst etwas schwer tun mit Tide, Strömungen, Sog, Riffen, und mit der etwas schwierigen Versorgungslage. Die Seychellen sind eher kein Revier für denjenigen, der täglich eine Marina samt Wasser- und Stromanschluss, samt Restaurant, Klo und Dusche an Land braucht. Für Individualisten, die abseits von Touristenrummel einen abwechslungsreichen Segeltörn an Bord eines großen Katamarans erleben wollen, bieten die Seychellen unvergessliche Days in Paradise.

 

Anreise

Mit Air Seychelles mehrmals wöchentliche Direktflüge ab Paris, London, Rom und Mailand, Quatar Airways und Emirates machen einen Zwischenstopp in Doha bzw. Dubai, wobei Air Seychelles zusätzlich zu den üblichen 20 Kilogramm Gepäck noch 10 Kilo Sportgepäck zulässt. www.airseychelles.com

Automatik-Rettungswesten

Viele Segler wollen Ihre eigenen Rettungswesten mitbringen. Sie werden von manchen Airlines nur ungern befördert. Da hilft oft nur ein Hinweis auf die „IATA-Vorschriften“ (International Air Transport Association), die besagt, dass die Mitnahme von zwei aufblasbaren Rettungswesten inklusive zwei CO2-Ersatzpatronen im Handgepäck oder im aufgegebenen Gepäck statthaft ist. Einen Auszug aus dieses IATA-Bestimmungen gibt es hier: www.secumar.com bei Service/Downloads.

Transfers

Mahe-Praslin mit Katamaranfähre Cat-Cocos mehrmals täglich www.catcocos.com

Air Seychelles verbindet die meisten Inseln www.airseychelles.com

Helikopter können vorab oder direkt am Flughafen gebucht werden.

Währung

Die offizielle Landeswährung ist die Rupie – 1 € entspricht ca. 10 Rupies. Touristen müssen fast überall in Euro oder US-Dollar bezahlen, so dass das Eintauschen von Landeswährung nicht nötig ist. Master- und VISA-Kreditkarten werden häufig akzeptiert.

Sprache

Englisch und Französisch werden überall gut verstanden und gesprochen. In Creole  unterhalten sich die Einheimischen.

Telefon und Internet

Europäische Mobiltelefone funktionieren klaglos, wenn auch auf manchen Inseln kein Mobilfunknetz installiert ist. Internet-Cafes gibt es in mehreren Ortschaften. Internationale Code-Vorwahl für die Seychellen: +248

Verpflegung

Die meisten Geschäfte und den Bauernmarkt gibt es in der Hauptstadt Victoria. Je kleiner die Insel desto weniger Versorgungsmöglichkeiten sind vorhanden – Selbstfahrer-Chartersegler sollten also gut vorsorgen – ebenfalls mit Diesel und Wasser, die nur beim Yachtclub in Victoria, am Fähranleger in Praslin bzw. an den zwei Basen von Dream-Yacht-Charter in Praslin und Mahe zu bekommen sind.

Restaurants und günstige „Take-Aways”  finden sich in den Ortschaften und nahe der Touristenzentren. Auf den Inseln kann nach Voranmeldung auch in den Hotels gegessen werden.

Unterkünfte

Für Verlängerungstage vor oder nach einem Segeltrip bieten sich einfache Guest-Houses mit oder ohne Verpflegung an – aber natürlich gibt es genauso Hotels und Ressorts, die zu den besten der Welt gehören – die volle Bandbreite ist vorhanden. Kosten ab ca. 70 € pro Zimmer und Nacht (für 2 Personen) bis knapp 4000 € für eine außergewöhnliche Suite.

Tauchen

An praktisch allen touristisch interessanten Plätzen gibt es eine Tauchbasis, oder das Tauchboot kommt zu einem abgesprochenen Treffpunkt. Z.B. Einzeltauchgang mit kompletter Ausrüstung ca. 50 €, Schnuppertauchgänge und Packages möglich, z.b. bei www.bleumarine-seychelles.com in Praslin, die den Dive-Instructor an Bord der Sualiga stellen. www.diveseychelles.com.sc im Norden von Mahe oder www.aquatours.com

Reisezeit

Die Seychellen sind ein ganzjähriges Reiseziel. Es gibt zwei vorherrschende Windrichtungen und entsprechende Reisezeiten: Nordwest-Monsun zwischen November und April und Südost-Monsun zwischen Mai und Oktober. Erstere ist windärmer und etwas feuchter, letztere bringt frischere Winde mit sich, die allerdings selten 30 Knoten überschreiten. Allerdings kann die See wegen des langen Fetches unangenehm ruppig werden. Ganzjährig fallen die Temperaturen selten unter 26 Grad – auch im Wasser.

Häfen und Ankerplätze

Fast immer wird geankert oder an einer Boje festgemacht (Grundgeschirr unbedingt checken!), denn Häfen oder Marinas für Yachten gibt es außer an der Ostküste von Mahe, im Nordwesten von La Digue und im Süden von Praslin nicht. Das liegt an der oft exponierten Lage der Inseln und der sie umgebenden Riffe, die wegen Seegang und Sog keine Steganlagen zulassen bzw. die Wassertiefen sind zu gering.

Anlanden mit dem Dingi ist üblich, teils bieten Einheimische mit ihren Booten diesen Service, der in der Landing-Fee inkludiert ist. Vorsicht ist geboten, denn die oft starke Brandung lässt ein Beiboot schnell voll laufen oder gar kentern. Dinge, die nicht nass werden sollen, also am Besten in dichte Plastiktüten verpacken.

Inselbesuch

Viele Inseln befinden sich in Privatbesitz, so dass „Landing Fees“, also Eintrittsgelder erhoben werden. Sie betragen zwischen etwa 10 und 40 €. Manche Inseln dürfen gar nicht besucht werden, und manche haben Öffnungszeiten bzw. –tage, während denen das Betreten gestattet ist. Der Skipper organisiert all dies.

Seychellen-Informationen

Eine Fülle von Infos über die Destination ist auf diesen Webseiten zu finden:

www.seychelles.travel/de/about_seychelles/index.php?rc=1

www.shta-seychelles.com

www.sey.net

Einen umfangreichen Segelführer über das Revier hat Alain Rondeau verfasst: Seychelles – Nautical Pilote. Der Band ist 264 Seiten stark und in Französisch und Englisch geschrieben. Er umfasst alle Inseln der Seychellen, wenn sich auch manches Detail seit Drucklegung ein wenig verändert haben kann. ISBN 2-901096-38-7 - Bezug bei www.pilotecotier.com - Preis 42 €.

Yachtcrews

Auf Sualiga und ähnlichen Schiffen ist eine komplette Crew bereits an Bord. Bareboat-Charterer können Skipper, Bootsmann, Koch oder Hostess beim Vercharterer Dream-Yacht-Charter zubuchen. Es steht qualifiziertes einheimisches Personal zur Verfügung. Bei der Yachtbuchung bitte beachten, dass die Crew in separater Kabine untergebracht werden muss – die Crewkabine/n also bitte mit einplanen!

Kosten

Ein Katamaran vom Typ Lagoon 380 für bis zu 8/10 Selbstfahrer-Segler kostet je nach Reisezeit ca. 420 € pro Tag

Megakatamarane Sualiga und Neptun:

Der Segeltörn Bird-Dream 10 Nächte/11 Tage kostet incl. Vollpension 2150 €.

Der Törn Praslin-Dream 7 Nächte/8 Tage kostet incl. Vollpension 1495 €, jeweils pro Person in der Doppelkabine, excl. Anreise, Transfers, Landing-Fees und Getränke.

Flug mit Air Seychelles ca. 550 € zzgl. Steuern, Sicherheitsgebühr und ev. Treibstoffzuschlag

Transferflug Mahe-Praslin ca. 65 €

Cat-Coco ca. 40 €

Die Lebenshaltungskosten sind ähnlich wie in Deutschland.

 

Beratung, Info und Buchung

Yachten für Selbstfahrer und große Yachten mit Crew können gleich in Deutschland unter www.dmcreisen.de  angefragt, und gebucht werden. Einzelbucher; Paare oder Familien können einzelne Kojen/Kabinen reservieren – größere Gruppen können eine ganze Yacht komplett mieten. Buchungen ab 5 Tage sind möglich. Es gibt von DMC-Reisen Hans Mühlbauer auch spezielle VIP-Packages, die individuell zusammengestellt werden. Sie beinhalten hochwertigen Transport, Transfers in Limousinen, Aufenthalt auf exklusiven Motor- oder Segel-Megayachten mit Gourmetküche, und einen diskreten und ortskundigen Begleiter, der sich um das gesamte Programm kümmert. Ab zwei Tage für 2 Personen oder mehr sind weltweit möglich.

 

Der Autor

 

Hans Mühlbauer publiziert als Autor und Filmemacher Bücher, Fachartikel für Magazine und Zeitschriften, und Videos auf DVD und für das Fernsehen. Er ist langjährig Inhaber der Charter- Mitsegel- und Incentive-Agentur DMCReisen.com und seit mehr als zwei Dekaden in Mittelmeer und Übersee auf dem eigenen Katamaran und auf diversen anderen Yachten unterwegs. Er segelte bislang mehr als 100.000 Seemeilen und kennt viele weltweite Reviere wie seine Westentasche. Hans.muehlbauer@dmcreisen.de 

 


Flüchtlinge und Yachten - Begegnung in der Wasserwüste

Segelyacht trifft Flüchtlingsboot

 

Krimi auf See in dunkler Nacht – ratlose Crew - und die Behörden reagieren nur langsam

 

In der Weite des atlantischen Ozeans treffen zwei Segelyachten auf eine überfüllte Schaluppe mit 50 Flüchtlingen aus Afrika. Die Begegnung und die Nacht darauf bringen aggressive Enterversuche, kopflose Mannschaften und langsam arbeitende Behörden.

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Ein herrlicher Segeltag auf dem Atlantik: Eine leichte Brise schiebt die Segelyacht Tallulah unter Vollzeug von Ost nach West über den atlantischen Ozean in Richtung Karibik. An Bord sind der Skipper Julian und weitere sechs Crewmitglieder, die sich so langsam an das Leben nach Wachplan und rund um die Uhr gewöhnt haben, denn 24 Stunden am Tag wird gesegelt.

Erst vier Tage vorher war der 14 Meter lange Katamaran von Gran Canaria aus im Rahmen der ARC, der Atlantic Rallye for Cruisers, zusammen mit weiteren 234 internationalen Yachten zum Abenteuer „Atlantiküberquerung“ in See gestochen. Das gemeinsame Ziel: Die Karibikinsel St. Lucia, die nach etwa drei Segelwochen erreicht sein sollte. Weihnachten wird unter Palmen mit einem großen Seglerfest begangen. Viele der Mannschaften beginnen mit dieser Passage ihren großen Traum von der Weltumseglung: Karibik, Panama-Kanal, Pazifik, Inselwelt der Südsee... In diesen ersten zwei bis drei Wochen wachsen ihnen die Seebeine für die kommenden Jahre.

Die Bordroutine besteht aus Wache gehen, Yachtbedienung, Essen und Schlafen im Wechsel mit den übrigen Crewmitgliedern – rund um die Uhr. Dabei bleibt viel Zeit zur Muße und zur Beschäftigung mit sich selbst.

Das ewige Auf und Ab der Wellen und der glatte Strich des Horizonts rundum zwingen förmlich sich mit sich selbst und seinen Gedanken zu beschäftigen – wer hinhört findet in diesen Tagen Ruhe und Gelassenheit im Puls der Erde.

 

Während der ersten Tage auf See zeigte sich das Wetter von bester Seite, ideal für den Anfang waren moderate Winde und niedriger Seegang. Die Sonne steht schon tief und die Segler bereiten sich und die Yacht umsichtig auf die bevorstehende Nacht vor: Der Smutje rumort in der Pantry, an Deck werden lose Teile festgezurrt, die Segel kontrolliert und die Position nochmals überprüft.

 

Es geschieht am Donnerstag, den 29. November 2007.

Gegen 16: 00 Uhr Ortszeit sichtet der Wachhabende auf der Tallulah ein schwarzes Pünktchen in der Weite des endlos blauen Ozeans. Das Pünktchen wird zum Punkt und entpuppt sich als kleines offenes Motorboot mit dichtgedrängten dunkelhäutigen Köpfen darin. Es kommt rasch näher. Erst ungläubiges Erstaunen, wie so eine Schaluppe sich 300 Seemeilen (knapp 600 Kilometer) westlich von Mauretanien auf offener See befinden kann. Erstaunen weicht Überraschung, gefolgt von angespannter Hektik: Piraten? Dafür sind zu viele in dem kleinen Boot. Nein: Es sind wohl Flüchtlinge, so eng wie diese Leute in der Nussschale sitzen.

Was tun jetzt? Sind sie bewaffnet? Wollen Sie uns entern???

 

Der Skipper startet vorsichtshalber die beiden Dieselmotoren und schafft es Talullah frei vom verfolgenden Flüchtlingsboot zu halten, denn dessen Motor, es sieht nach einem umgebauten Automotor aus, erreicht bei etwa 8 Knoten Geschwindigkeit seine Leistungsgrenze. Da ist der Katamaran mit seinen beiden Einbaudiesel zum Glück schneller. Ein wenig Angst keimt auf in der Seglercrew, als das andere Boot nahe ist. Eine Verständigung ist wegen der Motoren- und Meeresgeräusche nicht möglich, scheitert auch an der Sprachbarriere. Durst haben die 50 verzweifelten Leute, und zwei Tote an Bord, die diese, wie sich später herausstellt, bislang 15-tägige Odyssey nicht übergestanden haben. Ihr Traum von der Freiheit in Europa ist ausgeträumt. Die yachteigenen Wasservorräte werden angezapft und Kanister mit Trinkwasser gewassert, damit diese von den Flüchtlingen aufgenommen werden können. Erst beim zweiten Versuch klappt es, nachdem der Katamaran nur knapp der Enterung entgehen konnte.

 

Die Menschen in der Schaluppe sind verzweifelt mit ihrer Situation. Die langen Tage auf See, zusammengepfercht, mit wohl minimaler Verpflegung und Ausrüstung, ohne die Aussicht auf Hilfe und Rettung, lassen sie große Risiken eingehen nach dem Motto „schlimmer kann es nicht mehr werden.“ Praktisch jedes Mittel ist recht, um aus ihrer schier aussichtslosen Situation, dem Boot inmitten des Atlantiks, zu entkommen.

 

Wolfgang Ernst, der Repräsentant des Deutschen Segler Verbandes auf den Kanaren, erzählt, dass jährlich zehntausende von Flüchtlingen an den die Freiheit und Arbeit verheißenden Inseln anlanden. Wie viele von der afrikanischen Küste aus starten und untergehen weiß niemand. Oft sitzen gut ausgebildete junge Leute in den „Pateras“, den kleinen und oft maroden Booten. Ihre Passage wurde von den Familien bezahlt. Doch die meisten, die es geschafft haben, werden schon nach wenigen Tagen wieder abgeschoben.

 

Wieder mitten im Atlantik: Nein – Die Flüchtlinge wolle man nicht an Bord haben, auch nicht einen Teil der Gruppe. Zu groß sei das Risiko für die eigene Sicherheit, entscheidet Julian, der Skipper. Hilfestellung sei selbstverständlich, denn das gebietet schon das internationale Seerecht – und die Menschlichkeit. Nur darf bei aller Humanität die Sicherheit des eigenen Bootes und seiner Mannschaft nicht gefährdet werden.

Der § 5 der „Verordnung über die Sicherung der Seefahrt“ und die Vorschriften der SOLAS, der „Safety of Life at Sea“ verpflichten jedes Schiff zur Hilfestellung auf See. Allerdings ist die Sicherheit des eigenen Schiffes und seiner Mannschaft nicht über Gebühr zu gefährden.

 

Julian kontaktiert das MRCC, das Marine Rescue Coordination Center in Las Palmas mit dem Funkgerät und bittet um Anweisungen und Hilfestellung.

Etwa eine Stunde später wartet Julian immer noch auf Antwort. Allerdings tauchen zwei Segelmasten über dem Horizont auf. Es ist die 24 Meter lange Stahlyacht „If Only“, die im leichten Wind unter Segeln langsam gen Westen zieht. Eine Kontaktaufnahme per UKW-Funk ist nicht möglich, so dass sich der Skipper und der Bootsmann entscheiden zur zweiten Yacht hinüber zu fahren und sie über die Situation zu informieren.

Die Flüchtlinge hatten inzwischen wohl gemerkt, dass sie es nicht schaffen würden an Bord von Tallulah und motoren nun ebenfalls auf die neue Yacht zu – als neues Opfer. Schneller als gut 4 Knoten kann If Only nicht segeln, auch nicht mit Motorunterstützung, so dass sie ein gutes Ziel zum Entern abgibt, trotz ihrer hohen Bordwände.

Es wird dunkel, und damit beginnen die nächsten Probleme: Das unbeleuchtete Boot der Flüchtlinge kann vom Ausguck auf beiden Yachten in der mondlosen Nacht nicht gesehen werden! Somit kann es sich unbemerkt heranpirschen, längsseits gehen und die Insassen können versuchen an Bord zu gelangen.

 

Um 19:00 Uhr ist es dann soweit: Zwei Männer haben es geschafft! Sie krallen sich an die Davits – zwei Kranausleger am Heck, die üblicherweise zum Wassern des Beibootes dienen – und können sich anschließend auf das Deck von If Only schwingen! Die Crew ist in Panik, schafft es aber die Männer kurz darauf zu überwältigen und im Cockpit zu fesseln. Die Gemüter beruhigen sich wieder ein wenig, wenn auch der Stress und die Anspannung in den Stimmen am Funkgerät deutlich zu hören sind. Wie wird das während der Nacht weiter gehen...?

Inzwischen hatt sich Teneriffa MRCC am Satellitentelefon bei Tallulah gemeldet, die vor Ort die Kommunikation abwickeln soll, denn sie hat die geeignete Funkausrüstung mit großer Reichweite an Bord. Teneriffa meldet, dass ein Schiff losfahren würde, aber dass dieses frühestens in 30 Stunden am Ort des Geschehens eintreffen könne. Eine untragbare Situation, besonders für If Only, die sich wiederholter Enterversuche ausgesetzt sieht. Das Flüchtlingsboot rammt mehrere Male die Yacht, die daraufhin Dellen und Schäden am Rumpf davonträgt. Allerdings gelingt es den Flüchtlingen nicht mehr an Bord aufzuentern.

Es ist ein die Nerven aufreibendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen Boot und Yacht. Im Schutz der Dunkelheit pirscht sich die Schaluppe immer wieder an die an ihren Positionslichtern leicht erkennbare If Only heran. Die kleine Crew an Bord wird immer wieder in Panik versetzt, denn die Yacht kann den Angriffen nur langsam und mühsam ausweichen. Laut Bericht der Crew ist der Skipper der If Only irgendwann so verängstigt, dass er sich unter Deck in seiner Kabine einschließt, quasi sein Kommando abgibt, und der verdatterten Crew die Verantwortung, Schiffsführung, und die „Verteidigung“ überlässt.

 

Tallulah´s Skipper Julian hatte in der Zwischenzeit, nach Absetzen einer Pan-Pan-Funkmeldung, einem Dringlichkeitsruf, Funkkontakt mit einem Fischkutter, der aber eine Hilfestellung rundweg ablehnt mit der Begründung, das er einen Arbeitstag und somit Einkünfte verlieren würde.

 

Hilfe ist also in absehbarer Zeit nicht in Sicht, aber die Situation mehr als untragbar. Deshalb funkt Julian einen digitalen Notruf in den Äther, der von anderen Schiffen und vor allem in der englischen Zentrale gehört wird.

Erst als sich die britische Falmouth Coastguard per Funk und Satellitentelefon aktiv einschaltet beginnen auch die spanischen Behördenmühlen ein wenig schneller zu rotieren und eine Hilfsaktion einzuleiten.

 

Die Zeit zieht sich qualvoll  durch die mondlose Nacht. Die Nerven der If Only - Crew sind zeitweise nahe am Zerreißen, denn wieder und wieder versuchen die Flüchtlinge sehr aggressiv an Bord des Seglers zu gelangen. In Ihrer Not schleppt If Only eine Schwimmleine hinter sich her, damit sich der Propeller der Schaluppe darin verfangen und diesen blockieren soll. Dann wäre das Boot manövrierunfähig, die Crew erst mal sicher, aber für wie lange?

Loren L´Oritzen, ein dänischer Frachter, meldet sich am Funk, erklärt sich bereit sich an der Aktion zu beteiligen und dampft zur Position der Yachten. Mit seinem starken Radar kann das Flüchtlingsboot wieder geortet werden, nachdem es für einige Stunden nicht mehr gesehen worden war.

Auch die deutsche Yacht Salt Whistle hört den Funkverkehr, befindet sich in der mittelbaren Nähe und bietet ihre Hilfe an. Später, nachdem sie einige Stunden als Funk-Relaisstation zwischen den Schiffen mitgeholfen hatte, wird sie von Julian entlassen und kann auf ihrem Kurs weitersegeln, denn jetzt ist die Situation soweit mal unter Kontrolle.

 

Ein zweiter Fischkutter namens Pinillo Primario meldet sich noch in der Nacht am Funk und kommt endlich zu Hilfe, um das Bötchen in Schlepp zu nehmen. Im Morgengrauen treffen sich die beiden Yachten, der Frachter und der Fischkutter und umringen das Flüchtlingsboot. Der Kutter nimmt schließlich alle Flüchtlinge kurz nach Sonnenaufgang an Bord – sie sind jetzt in Sicherheit.

50 Leben sind gerettet – zwei Menschen haben diesen Höllentrip nicht überlebt.

 

Besonders der Skipper der If Only war mit der Situation, mit der möglichen Bedrohung durch die Flüchtlinge, völlig überfordert. In der Literatur und in Seehandbüchern wird zwar von der Begegnung mit Piraten geschrieben und der Umgang mit diesen Leuten erörtert, aber über „Yacht trifft Flüchtlingsboot“ gibt es keine Hilfestellung. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit einer solchen Begegnung nicht mal gering: Schon im Mittelmeer werden unzählige Flüchtlinge von cleveren „Geschäftsleuten“ in Richtung Freiheit geschleust – für gutes Geld: Etwa 1500 Dollar kostet ein Platz auf einem der klapprigen offenen Boote, die dann aus dem östlichen Mittelmeer nach Italien, von Afrika nach Sizilien, Spanien und zu den Kanarischen Inseln tuckern und manchmal sogar ankommen, wenn sie nicht vorher von der See verschluckt werden.

In den relevanten Seegebieten segeln regelmäßig Yachten, oft genug nur mit minimaler Besatzung: Manche segeln Einhand, also alleine, andere sind als Paar nur zu zweit unterwegs. Meist nur bei solchen Regatten wie bei der ARC sind auch größere Crews an Bord. Eine kleine Crew wird bei solch einer Begegnung schnell an ihre Grenzen stoßen.

Bleibt zum Schluss noch eine brennende Frage, bei deren bloßer Formulierung dem Verfasser das Frösteln kommt: Was ist zu tun und was passiert, wenn die kleine Schaluppe sinkt? Wohin mit den vielen Menschen? Schwimmen lassen?! Aufnehmen? Und was passiert dann ... ?

 

Der Autor:

Hans Mühlbauer ist Inhaber der Charter-, Mitsegel- und Incentive-Agentur DMC-Reisen, und seit mehr als zwei Dekaden in Mittelmeer und Übersee auf dem eigenen Hochsee-Katamaran und auf diversen anderen Yachten unterwegs. Als Journalist, Autor und Filmemacher publiziert er Bücher, Fachartikel und Videos auf DVD und für TV. Er kennt viele weltweite Reviere wie seine Westentasche.

 

Weitere Infos bei:                                                                                                                             

Hans Mühlbauer                                                                                                                   

hans.muehlbauer@dmcreisen.de

 

Die Er-Fahrung der Langsamkeit

Führerscheinfrei mit dem Hausboot in der Lagune von Venedig

 

„Ich hier arbeiten – you are on vacanza!“ so begrüßt uns Oskar, der Schleusenwärter, und legt unsere Festmacher um die Poller. Der darauf folgende nette Plausch von Spundwand zu Boot gestaltet den Schleus-Vorgang deutlich länger, bis die übrigen Crews der anderen Boote doch merklich unruhig werden, die Schleusentore sich öffnen, und schließlich alle weiterfahren können – hinaus in die Lagune von Venedig.

 Die Schleuse von Pontegrandi trennt das Flussrevier des Sile vom gezeitenabhängigen Brackwasserrevier der Lagune von Venedig, und schließlich von der Adria. Etwa vier Bootsstunden flussauf liegt die Charterbasis, an der wir unsere „Caprice“, ein 12 Meter langes modernes führerscheinfreies Hausboot, nach nur kurzem, aber intensivem Eincheck übernehmen und zu unserem einwöchigen Törn aufbrechen.

Der 30 PS-Diesel schiebt uns mit maximal 11 Stundenkilometern – Seemeilen-Angaben sind in diesem Binnengewässer nicht gefragt – talwärts. Am Ufer stehen schmucke venezianische Villen hinter Vorhängen von Trauerweide und Uferschilf. Gelegentlich kreuzen Enten unseren Weg, probieren, ob es noch knapp vor unserem Bug klappt mit dem Passieren, fliegen aber dann doch einige Meter weiter, um uns nicht zu nahe zu kommen. Eine Schwanenfamilie lässt sich von Spaziergängern füttern, und Herr Schwan faucht die Kinder achtungseinflößend an, wenn sie zu nahe an seinen Nachwuchs geraten. Nur selten verscheucht uns ein entgegenkommendes Boot aus der Flussmitte, aber gelegentlich werden wir von einem Sportboot, das die vorgeschriebenen 7 Stundenkilometer Geschwindigkeit maßlos ignoriert, überholt, und von seiner Bugwelle geschüttelt. Sonst fahren wir ruhig unseren Kurs. Auch die Crew ist still, still geworden – verstummt durch die neue Er-Fahrung, die das Hausboot ihr aufzeigt: Die Kraft des Erlebens liegt in der Langsamkeit! Nicht Schneller-höher-weiter sind hier angezeigt, sondern die intensiven Eindrücke, die genau diese Trägheit des Fortkommens signalisiert. Das Auge hat Zeit sich in die  Details am Weg zu verlieren, der Mensch er-fährt den Fluss so, wie er ist: Behäbig, aber trotzdem immer in Bewegung. Zu vergleichen ist diese Erfahrung der Langsamkeit mit einem Segeltörn auf offener See, wenn dann, ganz behutsam, eine erste Ahnung von einer Insel sich aus dem Dunst schält, wenn dann gemächlich die ersten Konturen erkennbar werden, nach und nach und mehr und mehr, bis schließlich die gesamte Landmasse samt Details unmittelbar vor dem Bug aufragt: Eine Insel langsam er-fahren, statt mit dem Flugzeug abrupt dort ankommen und einfach da sein – en Luxus der Langsamkeit genießen. Entschleunigung, um auch das angesagte Modewort noch einzuwerfen, ist die Devise. Durch die Lagune wandern, statt PS-strotzend hindurch zu brausen. Sich auf das Slow-Down außen und innen  einlassen, und die Erholung beginnt.

Das Rasen indes erledigen schon die Bewohner der Region: Mit ihren Motorbooten brettern sie jenseits aller ausgezeichneten Geschwindigkeitsbegrenzungen mit ordentlichem Wellenschlag – Eile ist in der Businesswelt geboten, bis die bebootete Polizia der Lagune die Kelle raushält und für das Rasen zur Kasse bittet. Auch Radargeräte und Polizeikontrollen gibt es entlang der Wasserstraßen! Weil alle anderen Boote durchwegs schneller unterwegs sind als das Hausboot, und diese somit deutlich schneller als die in den verschiedenen Kanälen vorgeschriebenen 5, 7, 11, 14 oder manchmal sogar 20 Km/h brausen, ist mit einer Radarkontrolle für uns „Boatpeople“ nicht wirklich zu rechnen.

 

Zurück zur Fahrt auf dem Fluss Sile, der eindeutig den Weg von der Charterbasis im Städtchen Casier zur Lagune von Venedig weist. Abends um acht im Dorf  „Casale sul Sile“:  Hier liegt das Boot am kostenlosen Gemeindeanleger, und die Crew ist auf Landgang. Die Läden haben schon geschlossen, aber beim Gemüsehändler sind noch Leute drin. Vorsichtig an die Ladentür gedrückt – sie öffnet sich – Frage: “Aperto?“ Und natürlich ist auch nach Ladenschluss noch geöffnet. Wir können Obst und Gemüse aussuchen. Nach dem Einkauf werden wir durch die Seitentüre freundlich zurück auf die Straße komplimentiert – „Polizia ... capisco...?!“ .... a bisserl was geht also immer noch. Gleich darauf rennt der Besitzer eilig hinter uns her: „Scusi!“ – „Entschuldigung!“ ruft er und drückt dem verdutzten Skipper 3 Euro 18 in die Hand: das versehentlich zu wenig zurückgegebene Wechselgeld... Wir hätten es gar nicht bemerkt. So sind sie halt, die Italiener.

Es lohnt sich beim abendlichen Landgang, auf der Suche nach einer Taverne, nicht gleich in das nächstbeste Lokal einzufallen, sondern den Abendspaziergang bis in die zweite oder gar dritte Häuserreihe, weg von Flaniermeilen und Yachthäfen, auszudehnen. Hierbei werden die an Bord so untätigen Beine gelockert. Wenn man Glück hat lugt nach einer Biegung, geduckt unter hohen Bäumen und beschattet von hochrankenden Weinreben, ein Haus hervor, das eine gewisse Ähnlichkeit mit einem gastronomischen Betrieb aufweist. Auch beim Näherkommen kein Hinweis: Kein Schild und keine Tische auf der Gasse. Erst innen drin entpuppt sich der Raum als gemütlicher Schankraum, in dessen hinterem Teil im so wichtigen Pizzaofen schon das Feuer brennt, bereit für uns. Im „La Tana dei Golosi“ bedient Mamma, und ihr Ehemann kommt persönlich aus seiner Küche zum Tisch, berät bei der Essenswahl und nimmt die Bestellung auf. Dann beginnt er für uns sehr lecker zu kochen. Die Rechnung fällt trotz einigem „Vino rosso de la Casa“ human aus – eine empfehlenswerte Adresse in Casale sul Sile, unserem ersten Übernachtungsstopp nach nur einstündiger Eingewöhnungsfahrt. Hier liegt man längsseits, mit dem Bug flussaufwärts, am Anleger. Das nächste Restaurant ist gleich gegenüber. In bequemer Geh-Reichweite gibt es Geschäfte, Eisdiele, und „unsere“ Taverne.

„Le Boat“, unsere Charterfirma, verfügt im gesamten Revier über eine Reihe von privaten Anlegemöglichkeiten – nur für die eigenen Boote. Eine dieser Dalbenreihen zum Anlegen liegt am Südufer des Inselchens Mazzorbo. Sie ist die nördliche Nachbarinsel von Burano und der nächste Stopp zum Übernachten nach einem ersten geruhsamen Trip im betonnten Fahrwasser zwischen den Salzwiesen der nördlichen Lagune. Auf ihr befinden sich viele Wohnungen der Einheimischen, und die ruhigen Liegeplätze, wenn da nicht die Moskitos wären, die pünktlich zum Sonnenuntergang mitsamt ihren Großfamilien sirrend die arglosen Schiffer heimsuchen. Der Überfall, der sich leider täglich zur selben Stunde wiederholt, dauert glücklicherweise nur etwa eine halbe Stunde. Danach herrscht wieder weitgehend mückenfreie Luft – sei es, dass die Horden schlafen gegangen sind, sei es wegen unseres Spray-Einsatzes zur Verteidigung. Auch die Nacht verläuft ohne weitere Moskitoflüge. Zuvor kämpft der Skipper (wer denn sonst...!) verbissen und langwierig, sitzend auf der Hafenmauer, um dem mitgebrachten kleinen Grill eine ordentlich heiße Glut zu entlocken, damit Koteletten und Auberginen schön auf dem Rost schmurgeln können. Dazu werden Salate und Vino Rosso gereicht, bis sich der Vollmond hinter dem schiefen Campanile von Burano in den Nachthimmel schiebt – diesmal in kitschigem Orange – sehr zur Freude des Skippers, denn die Bordfrau wird bei diesem einzigartigen Anblick sehr romantisch und anschmiegsam.

Morgens um acht: Auf der Insel Burano ticken die Uhren seit jeher anders: Langsamer. Als der Skipper im kleinen Supermarket an der Kasse steht und versucht mit seinen wenigen italienischen Sprachbrocken zu brillieren, freut sich die Kassiererin so sehr, dass der auf gebrochenem Englisch und mit ausladend italienischer Gestik geführte Plausch zwischen Kunde und Kasse erst durch den nächsten zahlwilligen Kunden mit den besten Wünschen für einen geruhsamen Törn beendet wird. So sind sie auch, die Italiener.

Burano besticht durch die quietschbunten Fassaden der Häuser, vor denen ab und an die älteren Frauen sitzen und die feinen Häkelarbeiten herstellen, für die die Insulaner so berühmt sind. Wegen Farbenfrohsinn und Handarbeit lassen sich tagsüber, und besonders am Wochenende, die Touristen vom Vaporetto, der „Wasser-Straßenbahn“, also dem öffentlichen Nahverkehrsmittel, von allen Seiten herüberfahren. Gegen Abend hingegen fällt das Eiland in seine müßige Lethargie zurück. Dann sitzen die Einheimischen auf den Terrassen der Cafés, Pizzerien und Trattorias entlang der Kanäle zum Entschleunigen vom Tagestrubel. Dann haben die wenigen Yachties und die Einheimischen die Insel wieder ganz für sich.

 

In einem wirklich abgeschiedenen Teil der Lagune taucht die kleine Klosterinsel „Isola del Deserto“ an Backbord auf. Heute, am Montag, öffnen die Klosterbrüder die Pforten von Kirchen und Klosteranlage nicht. Somit landen auch keine Touristendampfer ihre menschliche Fracht an, und Zufahrtskanal und Eiland verdösen diesen sonnigen Tag in Einsamkeit.

 

Die Insel Certosa ist das nächste Etappenziel, denn dort wohnt und arbeitet ein alter Bekannter des Skippers: Mathias Lühmann, der einzige nicht-venezianische Bootsbauer, der bislang eine orginale Gondel (als sein Meisterstück) gebaut hat. Sie wurde dann verkauft und ist in Venedig im Einsatz. Darauf kann er wirklich stolz sein! Sein Arbeitgeber, die Firma „Vento di Venezia“ bewirtschaftet inzwischen die gesamte Insel Certosa samt auf Holzboote spezialisierter Werft, Konstruktionsbüro, Restaurant, mittelalterlicher Klosterruine, und einer kleinen und ruhigen Marina mit 100 Liegeplätzen, die Alberto Sonino als Hafenmeister verwaltet. Gleich daneben bringt die Vaporetto-Station die Crew in die Stadt Venedig zum Sightseeing.

 

Baden vom Boot aus wäre ja besonders an heißen Sommertagen angesagt – sogar mehrmals täglich! Aber die Brackwasser in der Lagune konnten doch nicht zum Sprung ins Trübe verleiten, außer: Wenn man sich in der Nähe der drei seeseitigen Zufahrten zur Lagune aufhält, und wenn die Tide frisches Adriawasser mit bis zu 2 Knoten Strom in das Revier presst, dann ist ein ausgiebiges Bad im frischen Meerwasser eine Wohltat. Immerhin beträgt der Tidenhub in der Springzeit, also etwa bei Vollmond, bis zu gut einem halben Meter. Sogar bis zu einem Meter kann sich der Wasserspiegel heben, wenn zusätzlich noch der Südwind große Wassermassen in die Lagune schiebt. Dann sind sogar  Markusplatz und umliegende Gassen überflutet! Die Touristen drängen sich auf Stegen, sich aneinander klammernd über den Platz, und die Stadt-Polizisten stehen in Wathosen im knietiefen Lagunenwasser vor dem Dogenpalast und versuchen den wogenden Touristrom auf den erhöhten Gehwegen zu dirigieren. Auch das tun sie, die Italiener. Hier wäre allerdings Baden extrem unerwünscht, aber:

An der Südspitze der Insel San Erasmo erstreckt sich eine langgezogene Flachwasserzone mit Strand – genau gegenüber dem „Porto di Lido“, der auch für die Großschifffahrt geeigneten Lagunenzufahrt. Wenn die Flut kommt „parken“, also ankern unzählige Sportboote im knie- bis po-tiefem Wasser auf diesem Flach - zum Baden und zum Muschelsuchen im Schlick - fürs abendliche Muschelrisotto. Gleich anschließend an diesen Strand, an der Westseite von San Erasmo, gibt es einen kostenlosen Anlegeplatz, der auch für Hausboote zum Übernachten geeignet ist. Ein Stück weiter drinnen im tiefen Fahrwasser ankern die Angler und hoffen auf die Seefische, die mit der Flut zum Fressen in die Lagune kommen.

Der Brenta-Kanal ist das nächste erklärte Ziel. Um dorthin zu gelangen befährt man entweder den breiten Canale della Giudecca, vorbei an der Kulisse von San Marco, und wundert sich nicht, dass inmitten dem hier üblichen Bootsgetümmel plötzlich ein 15-stöckiges „Hochhaus“ vorbeigeschoben wird! Dann läuft grade eines der großen Kreuzfahrtschiffe ein oder aus, das am Kreuzfahrtterminal bei Torcello Station macht. Dieser Kanal ist gleichzeitig das Fahrwasser für die Großschifffahrt. Viel ruhiger und verkehrsärmer ist das Fahrwasser entlang der Südseite von La Giudecca – vorbei an alten Villen und einigen Werften. Kurz vor dem Kreuzfahrtterminal liegt noch die MS Carinthia VII, mit 320 Fuß Länge derzeit die Nummer 13 der weltgrößten Superyachten, ursprünglich gebaut für Heidi Horten auf der Hamburger Lürssen-Werft. Sie hatte definitiv keinen Platz mehr am Anleger bei San Marko bekommen... Hier teilt sich die Fahrrinne. Der südwestliche Canale di Fusina führt quer über die offene Lagune zum gleichnamigen Ort am Festland. Nur die Dalben kennzeichnen das  Fahrwasser –  ohne sie würde das Boot sofort im Schlick stecken.

Unmittelbar vor Fusina wird noch solch ein Hochhaus von Süd nach Nord an uns vorbeigeschoben: Diesmal ist es ein megagroßer Tanker, den zwei Schlepper bis zu Industriehafen und Raffinerie bei Mestre bugsieren. Dann passieren wir die Bootstankstelle und laufen in den Brentakanal ein. An Steuerbord türmen sich an Land geparkte Sportboote, die von den Eignern am Wochenende mit den vielen Kränen ins Wasser gelassen werden.

Und dann ist Ende der Bootsfahrt. Die Schleuse von Moranzani ist geschlossen – Montags immer! Wie auch manch andere Brücke im Revier – Infos stehen im Revierführer, wenn man/n ihn denn aufmerksam lesen würde... Dafür gibt es zu essen in der einfachen Trattoria gleich nebenan, und einen idyllischen Anlegeplatz unmittelbar vor dem Schleusentor. Dieses öffnet am kommenden Morgen pünktlich zum Dienstbeginn für die erste Schleusung am Tag -  für uns und ein weiteres Hausboot, dessen Kapitän das arme Boot gleich mal quer in die Schleusenkammer legt und dessen Crew ein wenig hektisch wird. Kapitän, Boot und laut diskutierende Crew entlocken dem Schleusenwärter einen hilfesuchenden Blick zum Himmel... täglich wiederkehrender Anblick – Hafenkino, oder Harbour-TV  heißt das bei den Seglern.

Entlang des Brenta-Kanals stehen mehr als 40 Villen der betuchten venezianischen Familien, die sich früher von ihren Stadtresidenzen hierher zur „Sommerfrische“ rudern ließen. Teilweise ähneln die Villen eher kleinen Königsschlössern. Eine der ersten, und gleichzeitig eine der schönsten Villen ganz Italiens, ist die „Villa Foscari la Moncontenta“, nur eine knappe Bootsstunde bergauf. Der Landsitz erhebt sich mächtig inmitten des umgebenden Parks. Die unfreundlich erhobenen 10 Euro Eintrittsgeld pro Besucher sind der Crew einfach zu teuer. Somit wird ein Teil des Geldes – 4 Euro 40 genau gesagt – vor der Schlossmauer bei einem fliegenden Fischhändler für zwei frisch gefangene Lagunen-Aale verwendet. Daraus entsteht wenig später eine geniale Aalsuppe mit Gemüseeinlage.

 

In der Lagune zurück von der etwas misslungenen, aber landschaftlich bezaubernden Sightseeing-Tour beginnt eine lange Fahrt im schnurgeraden Tiefwasser-„Canale Malamocco – Marghera“, und dann weiter auf dem „Canale di S. Antonio“ bis nach Chioggia, dem südlichsten Punkt der Hausboottour. Dieses Städtchen, auch Klein-Venedig genannt wegen der vielen Kanäle, welche die Altstadt durchziehen, lebt vom Fischfang und beherbergt die zweitgrößte Fischfangflotte Italiens. Für das Hausboot gibt es drei reservierte Liegeplätze. Hier muss man rückwärts zwischen die Dalben einrangieren und vorn und achtern die Leinen belegen. Rückwärts bockt das Hausboot schon ein wenig und es lässt sich nur unwillig in die Box manövrieren, und der nachmittägliche Seitenwind macht es nicht leichter. Dafür aber verhindert die umlaufende schwere Gummikante ein Schrabbern des Rumpfes an den Holzpfosten. Der vorabendliche Rundgang im Ort eröffnet überraschende Lichtspiele, wenn die tiefstehende Abendsonne zwischen engen Häusern hindurch auf die Fischkutter blinzelt. Wie üblich ist auf der Hauptstraße jede Menge los: Flanierende Pärchen, Leute in den vielen Kneipen, spielende Kinder, und ... Autos! Denn die Hautstraße ist keine Fußgängerzone, sondern hier wird gemischt genutzt! In der zweiten Reihe findet sich ein preis-attraktives und schön gelegenes Ristorante direkt an einem der Kanäle. Ein Akkordeonspieler quält sein verstimmtes Instrument wonniglich mit fehlerhaftem Fingersatz, seine Frau kümmert sich um Bares bei den Restaurantgästen, die sichtlich froh sind, als die beiden weiterziehen und zur nächsten musikalischen Tat schreiten. Den krönenden Absacker schließlich gibt es in einer gemütlichen Wein-Bar, die genau gegenüber dem Liegeplatz wie für die Crew geschaffen ist – der kurzen Wege wegen.

Entlang der unendlich schmalen, dafür umso längeren Insel Pellestrina führt die weitere Route gen Norden. Sie trennt, nicht zuletzt wegen der darauf befindlichen meterhohen und –breiten Schutzmauer die Lagune vor der offenen Adria. Kilometerlange Sandstrände gibt es auf der Seeseite, unbewohnte Teile am Binnenufer. Dazwischen Gemüsefelder und einige kleine, verschlafene Dörfer mit Anlegemöglichkeiten für Boote, Yachten, und für die eigentümlichen Fischerboote der Einheimischen. An deren Bug ragt eine Art mechanischer Rechen samt Transportsystem empor, mit dem der Lagunenschlick auf der Suche nach Muscheln umgegraben wird – immer wieder, denn die Erträge werden von Mal zu Mal geringer.

 

Eine ganze Reihe von kleinen Inseln liegt weitläufig verstreut in der Lagune. Oft wurde einfach der Aushub bei den Kanal-Baggerarbeiten aufgetürmt und das Areal mit einer Mauer gegen Abtragung gesichert. Manche wurden in alter Zeit als Festung, Lazarett, Quarantänestation, Kloster, oder zur Landwirtschaft verwendet. Heute sind einige gänzlich verwaist, gesperrt, oder zum 5***** Sterne Luxushotel umgebaut, wie das ehemalige Krankenhaus auf dem Eiland San Clemente. Nur einige wenige dürfen angelaufen werden. Wer sich zuvor anmeldet kann am Hotel San Clemente festmachen und die Bordfrau im kleinen Schwarzen dort zum Sternedinner führen.

 

Venedig selbst mit Dogenpalast, Seufzerbrücke, die grade renoviert wird, Markusplatz und Campanile kann nicht direkt mit dem Hausboot angelaufen werden. Auch der berühmte „Canale Grande“ ist Off-Limits. Beide Verbote sind auch völlig einsehbar, denn wer sich mit dem Boot schon mal für das „Beweisfoto“ in die Nähe von San Marco begibt wird vom hektischen Schiffsverkehr und dem damit einher gehenden chaotischen Kabbelwasserschwell schnell die Nase voll haben und das Weite suchen. Dafür bieten sich in der näheren Umgebung drei Marinas an, in denen das Boot sicher liegt, so dass die Crew mit dem Vaporetto, dem überall verkehrenden Wasserbus, in das Stadtzentrum fahren kann. Dort herrscht der krasse Gegensatz zur Ruhe der Lagunenfahrt: Unmengen von Besuchern schieben durch schmale Gassen zwischen Rialto und San Marco, Japaner brauchen unbedingt die Muss-Fotos „Liebste vor Seufzerbrücke“ und „Liebste mit Taube auf dem Kopf“, Reisegruppen samt vielsprachiger Fremdenführer drängen sich am Markusplatz, und Tauben schwirren im Tiefflug über die Touristenköpfe. Wer sich zur Beruhigung in eines der Cafehäuser mit Livemusik(!)  rund um den Markusplatz verholt, um sich das wabernde Gewimmel mit etwas Abstand zu betrachten, bemerkt spätestens an der Rechnung, dass er statt Kaffee locker mehrere Maschinenstunden mit dem Boot durch die ruhige Lagunenlandschaft tuckern hätte können. Also besser das Boot in der Marina auf der nahen Insel Certosa, der Marina St. Elena, oder dem Yachthafen von S. Giorgio Maggiore parken und mit öffentlichen Verkehrsmitteln das Zentrum besuchen.

Die Klosterinsel S. Giorgio besticht durch seine einzigartige Lage: Genau gegenüber des Dogenpalastes! Diese Logenlage in der Marina der „Compania della Vela San Giorgio“ kostet leider ein paar Euro mehr an Liegegebühren – so ca. 40 bis 70 Euro sind schon mal drin, je nach Bootsgröße und Saisonzeit. Dafür bekommt der Besucher zusätzlich noch die Möglichkeit auf den 70 Meter hohen Glockenturm zu steigen für den grandiosen Rundumblick über Venedig und Lagune. Und in der riesigen Klosterkirche sind Kunstwerke von Tintoretto, Sebastiano Ricci, Jacobo Bassano und Carpaccio zu bestaunen. Mit dem Vaporetto dauert es nur 5 Minuten bis hinüber ins Getümmel.

Die Rückreise sollte nicht auf demselben Weg erfolgen, sondern quer durch die flachen und weit verzweigten Salzwiesen der nördlichen Lagune. In diesem Vogelschutzgebiet tummeln sich verschiedene Reiher- und Mövenarten, Strandläufer, Zugvögel machen hier Station, und stundenlang begegnet man keinem anderen Boot. Die Venezianer geben diese Route als speziellen Tipp weiter.

Eine Mittagspause gibt es bei einem Ankermanöver im nur zwei Meter tiefen Wasser. Frischer Salat am Tisch, Vino Rosso dazu, danach ein wohltuendes Bad – am Nachmittag führt die Route zum „Canale Casson“, dessen Zufahrt beim Städtchen Cavallino definitiv nur bei Hochwasser passierbar ist! Ein paar Pricken sollen wohl die Passage markieren, aber mangels Beschriftung ist der Skipper hier ausnahmsweise mal ratlos, gibt Gas, schlingert durch den weichen Schlick und hinterlässt eine schwarze Modderspur im Kielwasser. Danach ist es ratsam den Kühlwasserfilter zu kontrollieren und klebrige Schlickreste und Pflanzenteile zu entfernen.

An der „Conca grande di Cavallino“ der letzten Schleuse, endet die Lagunentour. Es geht zurück in den Fluss Sile und somit ganz moderat bergwärts. An Steuerbord bleiben die vielen Yachthäfen und Marinas für Yachten fast jeder Größe in der Mündung des Sile liegen. Das künstlich gebaute Flussbett führt um die Nord-Lagune herum, um diese nicht versanden zu lassen. An den beiden Klappbrücken im Zentrum von Jesolo empfängt uns ein mürrischer Brückenwärter 50 Minuten nach unserem Telefonanruf – 15 Minuten hatte er avisiert. Dann erst schieben sich die Fahrbahnen nach oben und lassen das Hausboot passieren. Auch so sind sie mal, die Italiener.

Nach einigen weiteren Stunden Flussfahrt schließt sich der Kreis der Lagunenfahrt im Ort Portegrandi. Von hier aus mäandert der baumgesäumte Sile durch die oberitalienische Ebene. Etliche Windungen und Flussbiegungen später wird die Zufahrt zur Charterbasis passiert, und 10 Minuten später wird festgemacht am öffentlichen Anleger im Zentrum von Casier. Wiederum in der zweiten Reihe ist bald ein „Ristorante-Pizzeria“ gefunden und eine Pizza Grande geordert. Sie entpuppt sich als leckeres, aber übergroßes 44-Zentimeter-Ungetüm für grade mal schlappe 8 Euro! Nach deren Verzehr benötigt der Skipper noch unbedingt eine Absacker in Form von Bier. Fündig wird man in einer Bar, in deren Vorgarten ein Jazztrio hervorragend aufspielt! Die Crew hatte in diesem Provinzort keine Musiker erwartet, die mit einem Wolfgang Schmidt (b), Billy Cobham (dr), oder Al di Meola (git) mithalten können. Somit wird der letzte Abend noch zum kulinarischen und musikalischen Hochgenuss. Auch das können Sie, die Italiener.

 

Schließlich sind es am kommenden Morgen nur Minuten, um die Charterbasis zu erreichen. Dort sind gut 20 Hausboote zwischen 10 und 15 Metern Länge für kleine und große Crews stationiert. Es gibt Werkstätten, Dusche und Geschäfte in der Nähe. Der Auscheck verläuft ebenso problemlos und schnell wie der Eincheck. Knapp 30 Motorstunden werden pauschal abgerechnet, der Müll entsorgt, das Gepäck im gleich daneben parkenden Auto verstaut, und schon knapp eine Stunde nach Rückkehr sitzt die Crew im Wagen und ist auf der Heimreise. So schnell und entspannt klappt´s bei Charteryachten nie! Somit war nicht nur die Lagunenfahrt, sondern auch der Abschluss des Trips absolut stressfrei.

Das schwimmende Heim auf Zeit, das Hausboot, ist einfach zu bedienen und verfügt über alle notwendige Ausstattung: Der Motor startet sofort und bullert dann vor sich hin, die Schaltung ist leichtgängig und die Drehzahl, und damit die Bootsgeschwindigkeit, ist feinfühlig zu justieren. Gelenkt wird entweder vom Innensteuerstand, oder, nach Umlegen eines Hebels, von der Flybridge aus. Von hier, vom ersten Stock des Bootes, bietet sich ein fahrtwindgekühlter Rundum-Ausblick für Skipper und Crew. Auf 12 Meter Länge und knapp 4 Meter Breite gibt es zwei komfortable Doppelkabinen mit Klimaanlage, zwei Bäder mit Dusche und WC, eine großzügige Pantry und einen geräumigen Salon mit einer zum weiteren Bett umbaubaren Sitzgruppe, und mit Schiebetüren zum etwas schmal geratenen Achterschiff mit Sitzbank. Insgesamt 4 bzw. 6 Gäste haben auf diesem Hausboot genügend Platz – für 2 Personen ist es sensationell großzügig an Bord, für 4 optimal, für 6 Passagiere ... naja... für ne Familie vielleicht...?!

Die Pantry besticht mit einem 4-Flammen-Gasherd mit Backrohr, einem sehr gut kühlenden elektrischen Kühlschrank und sogar einem Mikrowellenherd, der zur Überraschung aller mit 12 Volt, also ohne Landstromanschluss, betrieben wird!  Der Heißwasserboiler speist sich aus 800 Litern Wasservorrat, was auch für Warm- und Langduscher einige Tage ausreicht. Auch die 600 Liter Diesel reichen für 2 Wochen aus. Sollte es dennoch knapp werden: In den Marinas entlang der Strecke kann immer mal nachgebunkert werden. Am Steuerstand sucht der Hochseesegler vergeblich nach einem Echolot, denn die zum Befahren mit dem Hausboot verfügbaren Kanäle sind alle tief genug für die 100 Zentimeter Tiefgang.

Die Crew kann zurückschauend sagen, dass sie eine wirklich entspannende Boots-Urlaubswoche mit allen Sinnen genießen konnte, und dass sie gleichzeitig jede Menge zu sehen bekam. Und das alles ohne lästiges Aus- und Einpacken der Koffer und ohne Reisen von Hotel zu Hotel. Die Landschaft, die Menschen und die Erlebnisse kamen praktisch ganz von selbst – sie wurden er-fahren in einem Tempo, bei dem der Geist den Eindrücken folgen konnte.

Managern, Müttern, Hektikern und gestressten Ärzten ist solch eine Fahrt auf und mit einem Hausboot zum Entschleunigen, zum „Runterkommen“ wärmstens empfohlen – da bleiben Alltag und Hektik schnell im blubbernden Kielwasser und werden ganz ganz klein.

 

Übrigens: Eines findet man auf dem Hausboot nicht: Einen Geschwindigkeitsmesser... wozu auch?!

 

Infokasten:

Vercharterer der Caprice 42 auch in der Schweiz: www.dmcreisen.de

Infos direkt vom Experten Hans Mühlbauer

 

Schon im Vorfeld hatte es umfangreiches Infomaterial mit Karten, Routenempfehlungen, dem Kapitäns-Handbuch und Anreiseplan zur Basis gegeben. Unkompliziert, kompetent und schnell.

Taverne „La Tana dei Golosi“ – Via Vittorio 46 – in Casale sul Sile

Megapizza: „Pizzeria Anema & Core – La Perla“ – Via Prinzipale 89 – Casier

Marina Certosa: www.ventodivenezia.it

Brückenwärter in Jesolo: +39 0421 -359790 oder -359292

Lesenswert, mit vielen Insidertipps und Informationen – gehört bei dieser Tour mit an Bord: Lagunengeheimnisse, Band 2, von Günter Lengnink, www.virtualstore.de  

Weitere Infos bei:                                                                                                                             

Hans Mühlbauer                                                                                                                   

hans.muehlbauer@dmcreisen.de

 

Korfu - Im Winter segeln?!

Sonnige Abschnitte mit T-Shirt-Wetter, aber auch Bewölkung und Regen gab es beim lohnenden Winter-Segeltörn rund um die Sonneninsel Korfu über Weihnachten und Silvester - Ein Reisebericht 


So richtig einladend sieht es ja nicht aus, als wir so kurz vor Weihnachten dem Flugzeug in Korfu entsteigen: Die Wolken hängen tief und sie sehen aus als hätten sie viel Regenwasser geladen, es sind Pfützen auf dem Boden, die verkünden, daß es vor kurzem erst geregnet hat, und es hat laut unserem Piloten nur 8 Grad Celsius..... Aber immer noch besser als beim Umsteigen in Athen. Da war es etwas kälter, ein kalter Wind pfiff über den Flughafen und es regnete.

Aber gut, wir - meine Frau Gabi und ich - wir wollten es so und nicht anders und Weihnachten und Silvester auf unserem Schiff verleben. Keine Hetze, kein Stress. .....Naja, vielleicht ein bischen am Boot basteln..... aber nichts Ernstes.

 

Obwohl unsere Taschen reichlich schwer sind gibt sich der Taxifahrer mit 10 Euro zufrieden - in der Saison wären wir nicht unter 20  weggekommen.

Unsere ORION, ein Katamaran vom Typ Tobago 35, erwartet uns sehnsüchtig (glaube ich) in der Marina Gouvia. Aber kalt und klamm ist es drinnen! Also abgetaucht in den „Keller“ und die Petroleumheizung rausgepackt. Den ganzen Sommer über schlummerte sie schön verpackt im tiefen Bauch des Schiffes, aber jetzt erwacht sie durch ein kleines Zündholz zu neuem Leben.  Schon bald können wir uns ein Glas Willkommenswein in wohliger Wärme gönnen.

Aaaach.....endlich wieder auf dem Schiff! Im Sommer unternehmen wir damit ja Mitsegeltörns für unsere Firma, für www.DMCReisen.com , aber jetzt können wir mal allein genießen. Nach dem zweiten Glas Noussa Boutari beginnt es: Die Anspannung und die Hetze der letzten Wochen - oh Weihnachtszeit, Du stille Zeit (von wegen!) - sie fängt an bröckelig zu werden. So hatten wir uns das gedacht mit Korfu im Winter: Ruhe und Frieden. Vielleicht noch ein Gläschen?!

 

Der nächste Morgen, wir haben tief geschlafen wie die Bären, zeigt uns, daß wir nicht ganz alleine hier sind. Eine ganze Anzahl von Fahrtenseglern, meist Engländer, aber auch einige Österreicher und Deutsche, haben sich hier zum Überwintern zusammengefunden. Wir werden sie sicherlich in den nächsten Tagen alle noch kennenlernen, denn nur ganz wenige Tavernen haben jetzt geöffnet. Dort versammelt sich das Segervolk des Abends in diesen wunderbaren Stätten, wo es eine warme Stube, kalte Getränke, den neuesten Küstenklatsch und auch was zu essen gibt.

 

Der Wetterbericht spricht von Gale-Warning mit Windstärken bis 9 Bft., verbunden mit Regen, da denken wir erstmal nicht an Auslaufen. Macht ja auch nichts! Wir haben, und wollen uns Zeit nehmen. Auch so können wir es uns an Bord kuschelig warm und gemütlich machen. .....und doch ein bischen basteln.....?

Ölwechsel ist ja schon lange mal fällig, auch die Impeller der Seewasserpumpen gehören inspiziert und gereinigt (unser Katamaran hat zwei Motoren!) - das Trampolinnetz am Bug zwischen den Rümpfen hat´s auch nötig, und den ganzen Sommer lang wollte ich eine 12-Volt Steckdose in der Backbord-Kabine installieren. Jetzt ist die Zeit dazu! 

So langsam flaut der Südsturm ab, die Wolkendecke beginnt sich zu heben, und nach einem Winddreher auf West lugen die ersten blauen Flecken durch die Wolken, die zwischendurch immer noch für einen kurzen, aber heftigen Guß gut sind. In der Nacht gibt es sogar ein heftiges Gewitter mit Hagel!

Aber heute hatten sich die Wolken im Laufe des Tages mit einem herrlichen Regenbogen verzogen und eine wärmende Sonne strahlt vom wolkenlos blauen Winterhimmel.

It´s T-Shirt-Time! Und das zu Weihnachten, wenn zu hause Minusgrade herrschen!

 

Jetzt ist die Zeit gekommen zum Anschlagen der Segel, zum Aufblasen des Beibootes, das seinen Platz an den Davits am Heck bekommt. Frisch gebunkert nach einem Besuch beim nahen Supermarkt verlassen wir bei 2 Beaufort unseren Liegeplatz und fahren durch das betonnte Fahrwasser raus aus der Marina und raus aus der Bucht seewärts. Ein kleiner Sherry als Manöverschluck sei uns gegönnt. Leise bullern die Motoren und schieben uns mit sechs Knoten durch das ruhige Wasser - ich glaube, auch sie freuen sich mal wieder unterwegs zu sein.

Der schwache Wind reicht für uns zum Segelsetzen. Der Halbwind-Kurs führt die ORION mit drei bis vier Knoten Geschwindigkeit gemütlich zum nordöstlichen Teil von Korfu, zur Meerenge zwischen der Insel und dem albanischen Festland. Menschenleere Sandstrände und vereinsamte Hotels ziehen an uns vorüber. Es ist herrlich, jetzt, am 23. Dezember, ohne Socken in den Schuhen und nur mit einem T-Shirt am Leib, das Meer und die Ruhe zu genießen! Die Geschwindigkeit spielt keinerlei Rolle, denn unser Tagesziel, die malerische Bucht Agios Stephanos, liegt nur wenige Seemeilen vor unserem Bug. Ich werfe meine beiden Schleppangeln aus in der Hoffnung, daß sich wenigstens jetzt einmal ein fetter Fisch an meinen Haken hängt, nachdem ich während der kompletten Sommersaison nicht einen einzigen Fang hatte. Aber mein Hoffen und Bangen wird nicht belohnt - die Pfanne bleibt kalt. Ob denn wenigstens eine der weithin gerühmten Fischtavernen in unserer Ankerbucht geöffnet hat, damit wir wenigstens dort zu leckerem Fisch kommen?!

 

Die Antwort läßt noch auf sich warten, denn wir sind ja noch nicht da. Erstmal können wir uns einige Tagesankerbuchten, westlich von Agios Stephanos gelegen, für einen Sommertörn vormerken: Teilweise bewachsener Sandgrund zum Ankern, feiner Sandstrand am Ufer, und gleich oberhalb beginnt der dichte Oliven- und Zypressenwald, der sich die Abhänge des Pantokratus hinaufzieht. Er ist mit über 900 Metern Höhe der höchste Berges der Insel. Bei der im Sommer hier üblichen Wetterlage mit Nordwestwinden, die zum Abend hin einschlafen, könnte man mit Vorsicht hier auch mal über Nacht bleiben - auch, wenn sich die Hafenhandbücher hierüber ausschweigen.

Wir laufen jedenfalls unser Etappenziel an. Am Westufer der Bucht springt eine niedrige Mole etwa 50 Meter weit vor, aber dahinter sind die Plätze mit einheimischen Fischern belegt. Vom flach auslaufenden Ufer aus haben die Tavernenbesitzer Holzstege ins Wasser hinaus gebaut - an zweien dieser Stege stehen Schilder mit der Aufschrift: „Depth 2,5 meter, fresh water, shower!“ Sie laden zum Anlegen dort ein. Aber Achtung!: Die Zweieinhalb Meter Wassertiefe sollten mit Vorsicht getestet werden, denn die ganze Bucht ist recht flach. Unsere ORION hat mit nur 95 Zentimetern Tiefgang keine Probleme.

 

Leider müssen wir beim Landgang feststellen, daß alle Tavernen geschlossen haben, und so machen wir es uns an Bord gemütlich und kochen selbst: Tagliatelle con frutti di mare (aus der Dose) alla Giovanni (Hans) de ORION. Ein schmackhaftes und äußerst sättigender Genuß, der und bald in die Koje kriechen läßt.

 

Der Morgen des Heiligabend begrüßt uns mit Sonnenschein! Und wenn das so ist, dann muß ich auch baden gehen, so wie ich das jeden Morgen mache, wenn die Sonne scheint. Forsch schreite ich zur Tat, aber ich muß gestehen, daß das Wasser leider keine 20 Grad mehr hat, und daß ich nach hastigem und immerhin zweimaligem(!) Untertauchen blitzschnell die Badeleiter raufklettere, mich hektisch abrubble und gleich wieder in der Kabine verschwinde. Es ist halt doch ordentlich schattig.....

Wenig später, so gegen 11, ist auch das Frühstück fertig, das wir, oh Wonne, dick angezogen, aber im Cockpit einnehmen können. Aber wir wollen weiter. In Kassiopi, einem netten Hafenort an der Nordostküste von Korfu, wollen wir Weinachten feiern. Wind ist leider keiner, aber auch die Batterien wollen geladen werden. So zuckeln wir entlang der Küste, die immer wieder den Blick auf traumhafte Buchten freigibt. Keine zwei Seemeilen trennen hier Griechenland und Albanien. Die Küstenwache ist unterwegs, um dem Schmuggel von Drogen und vor allem von Zigaretten Einhalt zu bieten. Wir werden nicht belästigt. Ein Winken beim Passieren, das wars.

Der Ort Kassiopi schmiegt sich rings um den fast kreisförmigen Naturhafen. Das Becken ist sehr seicht, deshalb können sich nur flachgehende Boote an eine der Kaimauern heranwagen. An der kurzen Mole ragen große Steine im Wasser aus der Mauer heraus, sodaß ein Anlegen mit dem Bug sinnvoll ist. Wir sind die einzige Yacht und können uns den besten Platz aussuchen.

 

Es ist jetzt allerhöchste Zeit, um uns für Weihnachten und für die Bescherung vorzubereiten! Wir feiern unser Fest an Bord mit einem leckeren Dinner for Two, mit Bier, Wein und Sekt (nach Gusto) und mit einer Unzahl an Kerzen, die den Salon unseres Katamarans in dezentes Licht tauchen und weihnachtliche Stimmung aufkommen lassen. Es wird recht früh dunkel heute - der Himmel bezieht sich mit dunklen, regenschweren Wolken - ein Vorteil, denn dann ist die Bescherung früher! Der Abend jedenfalls wird sehr schön und stimmungsvoll (der Rest ist privat...).

 

Für die Griechen ist Weihnachten ein Familienfest. Die ganze Verwandtschaft strömt auch von weit her zusammen, um gemeinsam zu feiern. Auch einen Weihnachtsbaum gibt es, wenn es auch eine Zypresse oder schon mal ein Olivenbaum ist, der mit blinkenden Lichterketten, glänzenden Girlanden und anderem Schmuck behängt wird. An einer Leine quer durch den Raum hängen die Weihnachtskarten von Freunden und Bekannten. Wie bei uns wird reichlich gegessen und getrunken.

 

In der Nacht schon hatte es leider angefangen zu regnen. Zum Auslaufen haben wir deshalb keine Lust – muss ja auch nicht sein. So vertreiben wir uns die Zeit in unserer warmen Stube mit Canasta und Backgammon.  In einer Pause zwischen zwei Regengüssen steigen wir zur Festungsruine oberhalb des Hafenbeckens hinauf und stellen uns die großartige sonnige Aussicht vor über den Ort und den Hafen bis hinüber zu den albanischen Bergen. Der nächste Schauer läßt uns die Südwester überstülpen und den Ort fluchtartig verlassen. „Little Italy“ nimmt uns auf. In der heimelig eingerichteten Gaststube dieser Taverne knistert das Kaminfeuer in der Ecke, der Wein schmeckt, und Pasta und Pizza stehen im Geschmack den orginal italienischen Gerichten in nichts nach. Trotz Regen was auch heute wieder ein schöner Tag für uns.

 

Eigentlich hatten wir ja vorgehabt auch die drei Eilande Erikoussa, Othoni und Mathraki im Norden Korfu´s zu besuchen, aber die Großwetterlage spricht von Winden aus südlichen Richtungen und alle Häfen und Ankerplätze dieser Eilande liegen jeweils an der Südküste. Überhaupt sind diese drei Inseln wegen ihrer ungeschützten Liegeplätze nur bei anhaltender Schönwetter- und Westwindlage anzulaufen. So kürzen wir unseren Törn etwas ab und fahren - der Wind läßt uns wieder im Stich - direkt nach Paleokastritsa, dem einzigen geschützten Hafen an der gebirgigen Westküste. Die Etappe führt entlang der Nordküste von Korfu, vorbei an den wohl schönsten Sandstränden im Mittelmeer. Dann kommt der Kurswechsel nach Süden.

 

Im Sommer wegen seiner wildromantischen Küste mit versteckten Badebuchten von den Touristen gerne besucht, zeigt sich der Ort Paleokastritsa jetzt winterlich verlassen. ORION bekommt einen geschützten Platz hinter der Hafenmole. Die Wolken verziehen sich und wir können einen Ausflug machen. Wir lassen uns vom Taxi hinauffahren zum Dorf Lakones, das sich direkt am Steilabhang entlangzieht.  Das Restaurant Golden Fox hängt wie ein Schwalbennest über der Küste und überzeugt uns mit seiner prima Küche und vor allem durch seinen atemberaubenden Ausblick über das Gebirge, die Küste, die westlich auf einer uneinnehmbaren Felsspitze liegende Festungsruine Angelokastro und das Meer. Dieser Ausflug lohnt sich! Vergessen Sie die Badehose nicht, denn sogar vom zugehörigen Swimming-Pool aus haben Sie diese Aussicht!

Fast 40 Seemeilen trennen uns von unserem nächsten Ziel: Die Insel Paxos südlich von Korfu. Leider bietet Korfu an seiner Südwestküste außer langgezogenen Sandstränden keinerlei Häfen oder Ankerbuchten für uns Segler, sodaß dieser Schlag in einem Stück zu bewältigen ist.

Bei der im Sommer vorherrschenden Westwindlage wird dieser Trip auch zum Genuß für alle, die gerne Spinnakersegeln. Wir dagegen haben nur wenig und dann auch noch südwestlichen Wind. Das heitßt für uns: Segelsetzen, hoch am Wind segeln, Segel bergen, motoren, und dann das Ganze wieder von vorne - mal mit Regen, mal ohne. Trotzdem ist es für unsere ORION kein Problem, denn Schorschi, der Autopilot, arbeitet fehlerfrei und so kann es sich die Crew im Salon gemütlich machen. Dank der freien Rundumsicht aus der Kabine muß der Ausguck nicht ständig an Deck sein.

 

Das trübe Tageslicht möchte uns fast schon verlassen als wir in die von mir persönlich heiß geliebte Bucht von Lakka einschwenken. Im Sommer ist am kurzen Ankeger vor dem Ort praktisch nie ein Platz zu kriegen, aber heute ist das kein Thema, auch nicht für unseren Kat mit der Taillienweite von sechs Metern. Auch hier das übliche Winterbild: Die Tavernen haben geschlossen, lediglich das Kafenion am Hauptplatz und Harbour Lights, die Bar vorne am Hafen, haben geöffnet. Das Anlegebier nehmen wir in der Kneipe, gekocht wird zu Hause an Bord.

Wir genießen die Stille des Ortes und schlendern durch die Olivenhaine der Insel, in denen die kleinen schwarzen Früchte von diesen Bäumen geschüttelt und in ausgelegten Netzen aufgefangen werden. Es ist Olivenernte, wie überall in dieser Region. in der Nähe der Ölmühlen ist die Luft geschwängert vom herben Duft des frischgepressten Olivenöls.

 

Das Wetter bleibt durchwachsen: Teils heftige und kurze Regengüsse wechseln sich ab mit hoher Bewölkung. Leichte Winde bis Flauten herrschen auch weiterhin vor. Für uns ist jeder Tag ein neuer schöner Tag - egal, welches Wetter herrscht. Wir leben damit.

Wir müssen diesmal keine Meilen schinden, sondern können uns den Gegebenheiten anpassen. Einzig schade, daß der Rückflug gebucht ist. Von Korfu aus. Und dort müssen wir wieder hin. Petriti, einem kleinen Hafen im Süden von Korfu an der Ostküste, statten wir einen Besuch ab. Die Mole wurde vor gut einem Jahr befestigt und verlängert, die Kaimauer neu betoniert. Jetzt kann dort gut angelegt werden und der Hafen bietet auch bei nördlichen Winden Schutz. Die letzten knapp 20 Meilen zurück zur Marina Gouvia legen wir mit ausgebaumter Genua gemütlich segelnd zurück. Petrus schenkt uns einen weiteren Sonnentag zum Genießen.

 

Silvester wird auch in Griechenland gefeiert: In den Restaurants wird aufgekocht - aber erst ab 2200 Uhr beginnt das Dinner - Musikanten mit der Bouzouki, dem griechischen National-Musikinstrument, spielen auf, und Wein und Bier gibt es reichlich. Wir beide sind heute eingeladen. Navigator´s Bar, eine von Engländern geführte Kneipe, gibt ein Buffett und Freibier. Dort treffen sich die meist englischen Fahrtensegler mit ihren an Land lebenden Landsleuten zum Feiern des Jahreswechsels. Der Disc-Jockey heizt die Stimmung mit flotter Musik an, das Karaoke-Singen und das Freibier tun ein Übriges..... , und wir mitten drin! Nach Mitternacht beschließen wir beide unser Fest bei einer speziellen Flasche Sekt bei uns an Bord.

Das Resümee über diesen Wintertörn rund um Korfu mit dem Katamaran:

Klasse Törn zum Selber-Ausprobieren!

Auch wenn das griechische Winterwetter nicht gerade als sommerlich strahlend bezeichnet werden konnte sagten wir uns immer: “Hier ist es jetzt so wie im Sommer an der Nord- oder Ostsee.“ Die Temperaturen liegen  tagsüber zwischen etwa 10 und 15 Grad, wenn die Sonne scheint auch mal bei 20 Grad. Nachts hatten wir nur zweimal leichten Frost - dünne Eisplatten an Deck konnten wir morgens finden - sonst waren es immer Plusgrade.

Regen und Aufheiterungen wechseln sich ab - wie das Wetter halt so spielt. Bei Sonnenschein frühlingshaft und bei Regen glücklicherweise nicht sehr kalt.

 

Die Insel Korfu bietet dem Segler weit mehr als nur den Flughafen und die Marina Gouvia als Start- und Endpunkt eines Törns durch das Ionische Meer: Feinsandige Strände, herrliche Ankerbuchten, uralte Olivenbäume, eine tolle Altstadt, kurvenreiche Bergstraßen, schmackhafte Küche. Nicht nur die südlichen Inseln, auch der wenig besuchte Norden der Insel samt der vorgelagerten Inseln sind ein sehr lohnendes Reiseziel - im Sommer wie im Winter.

 

Empfehlenswert ist solch ein Trip allen, die für recht wenig Geld eine Yacht chartern, unbeschwert segeln, und dem winterlichen Deutschlend entfliehen wollen. Wer Ruhe und Entspannung ohne Touristenrummel mag (wie wir beide), der sollte Segeln im Winter rund um Korfu und im Ionischen Meer mal ausprobieren. Wir kochen gerne, sodaß die Verpflegung für uns kein Problem war. Die meisten Supermärkte haben sogar bis spät abends noch geöffnet. Und die Häfen sind angenehm leer.

Unsere ORION, eine Tobago 35, hat sich wie auch schon bei den Sommertörns sehr gut bewährt. Die Sandwichkonstruktion des Aufbaus isoliert nicht nur gegen Hitze, sondern hält auch wirkungsvoll die Kälte draußen. Schwitzwasser ist somit auch kein Thema - außer an den Decken der Vorschiffskabinen, denn dort ist (aus Stäbilitätsgründen?) Vollmaterial verarbeitet worden.

Die Segeleigenschaften wurden bei den vorherrschenden meist leichten Winden kaum gestestet, aber das konnten wir schon zur Genüge ausprobieren bei den Törns im Vorjahr - uns hat das relativ trockene Segeln im Cockpit und die aufrechte Lage auch bei Seegang immer schon überzeugt.

Das Beste aber ist, daß auch während des Segelns, bei Leichtwind zumindest, die Petroleumheizung angeschaltet bleiben kann und sich somit wenigstens ein Teil der Crew in den gemütlichen Salon zurückziehen kann. Durch die hervorragende Rundumsicht ist sicheres Segeln gewährleistet.

 

Tip: Charteryachten jeder Größe können auch im Winter angemietet werden, allerdings sollte rechtzeitig gebucht werden, denn die Yachten werden sonst zur Überholung im Winter gekrant und an Land gestellt.

 

Die Anreise erfolgt im Winter mit Flugzeugen der Olympic Airways, der griechischen Linienfluggesellschaft mit Zwischenstop in Athen. Auch die Auto- und Personenfähren von Italien verkehren regelmäßig.

 

Charteryachten weltweit und aktiv- Mitsegel- und Flottillentörns:

info@dmcreisen.de

www.dmcreisen.de

 

Weitere Infos bei:                                                                                                                             

Hans Mühlbauer                                                                                                                   

hans.muehlbauer@dmcreisen.de

 

Inseln Inseln Inseln – Kroatientörn ab Pula

War die Crew bislang im Zentraldalmatien und im tiefen Süden Kroatiens unterwegs gewesen beginnt der dritte Erkundungstörn der „Karibik des Mittelmeeres“ diesmal in Pula, gelegen am Südzipfel der Halbinsel Istrien, und er führt zum nördlichen Teil der Dalmatinischen Inselwelt.

Die hohen Außenwände des Colosseums tauchen urplötzlich an der Steuerbordseite unseres Crewbusses auf – wir haben uns nicht verlaufen und sind nun versehentlich mit dem Auto in Rom angekommen – Nein: Ein Colosseum gibt es auch in Kroatien, in Pula. Dieses diente, wie auch der noch größere Bruder in Rom, als Open-Air-Theater der teils makabren Belustigung der Bevölkerung und der römischen Einwohner. Noch heute werden Theaterstücke und (Pop-) Konzerte in den alten Gemäuern aufgeführt.

Und Pula ist jetzt der Ausgangspunkt für unseren Törn. Es gibt hier zwei Marinas: Die ACI-Marina im Stadtzentrum und gleich schräggegenüber vom Colosseum, und die Marina Veruda, die einige Kilometer außerhalb in der gleichnamigen tief einschneidenden Bucht liegt. Von der Stadtmarina aus sind die historischen Bauwerke, Yachtausstatter, Restaurants und der sehenswerte Gemüse-, Fleisch- und Fischmarkt zu Fuß in wenigen Minuten erreichbar. Aber leider führt eine viel befahrene Straße direkt an der Hafenmauer entlang, und auch nur wenige PKW-Parkplätze sind verfügbar.

Die Marina Veruda dagegen liegt sehr ruhig und gut bewacht. Schon an der Einfahrt werden unsere Ausweise eingesammelt und mit einem Zettel mit dem Namen unserer Yacht versehen. Eine knappe Stunde später können wir diese nach Bestellung und Bezahlung unseres Autoparkplatzes in der Rezeption bei Steg 1 wieder abholen. An den insgesamt 18 (!)Betonstegen mit Wasser, Strom und Muringleinen finden 630 Yachten Platz. Für einen Jahresliegeplatz wird hier eine lange Warteliste geführt. Gäste werden gleich an den ersten Stegen untergebracht. Dort liegt auch die Tankstelle, und direkt oberhalb ein gut sortierter Supermarkt sowie im ersten Stock das gerühmte Speiselokal „Volaria“ mit noch gut bürgerlichen Preisen. Eine recht günstige Bar mit Pizzeria befindet sich vor den Stegen 10 + 11. Der nördliche Teil der weitläufigen Bucht ist belegt mit Bojenfeldern. An den Ufern befinden sich die Steganlagen der örtlichen Segelclubs mit einheimischen Booten.

Unsere Crew ist gemeinsam mit einem Kleinbus angereist, denn im Kofferraum befinden sich schon die Lebensmittel und Getränke für die ersten Tage an Bord. Es ist zwar nicht billiger bei Lidl und Co., aber so wird die Shopping-Zeit gespart, und wir können früher auslaufen zur ersten Etappe. Pula verfügt auch über einen Flughafen, der während der Saison auch von günstigen Chartermaschinen angeflogen wird. Aber für uns, die wir aus dem Münchner Raum kommen, sind die 610 Anreisekilometer erträglich.

Speis und Trank im Restaurant schmecken immer noch so gut wie früher, so dass unser erster Kroatienabend nach dem Yacht-Check-In  uns auf die kommenden zwei Segelwochen einstimmt. Sonntag früh kommen wir schon zeitig raus aus dem Hafen und drehen den Bug unserer Yacht nach Südost. Noch keine Stunde ist vergangen, dann schon passieren wir den wohl berühmtesten Leuchtturm Kroatiens, den „Porer“. In großem Bogen passieren wir ihn, denn um ihn herum liegen eine ganze Menge nicht-beweglicher nautischer Hindernisse, auch Felsen, genannt, die sich teilweise knapp unter der Wasseroberfläche verstecken. Wer mal einen Einsamkeitsurlaub verleben möchte: Im Porer selbst gibt es ein paar Zimmer zu vermieten!

Dann geht’s mit Kurs 120 Grad über den Kvarner Kanal. Dieser ist bei den Seglern berühmt-berüchtigt, denn wenn eine Bora aus Nordost von den Küstengebirgen herab rauscht, dann muss sie sich zwischen den hohen Bergen von Festland und der Insel Cres hindurch quetschen, was nochmals erhöhte Windgeschwindigkeiten mit kurzer und ruppiger Welle erzeugt. So mancher Chartersegler hat seine liebe Not, wenn er erst am Freitagnachmittag die Passage angeht und dann umdrehen muss, um dann Probleme mit der Charterbasis zu bekommen, wenn er nicht rechtzeitig zurückkommt. Für uns aber hat sich heute der Maestral, der vorherrschende Nordwest-Schönwetterwind pünktlich gegen halb zehn eingestellt, so dass wir unter Vollzeug gute Fahrt machen.

Wir machen sogar so gute Fahrt, dass wir schon am Nachmittag die ersten 30 Seemeilen auf der Logge haben, aber noch keine Lust in einen Hafen einzulaufen. Für viele Crews stellt Mali Losinj, der Haupthafen der wegen seiner besonderen, subtropischen Vegetation bekannten und beliebten Insel, die erste Anlaufstation dar. Oder, nur wenige Meilen südwestlich davon gelegen, das Inselchen Susak. Dort sind die wenigen Liegeplätze regelmäßig schnell vergeben, und das vorgelagerte Bojenfeld ist nicht bora-sicher. Aber auf diesem Kuriosum, der einzigen reinen Sandinsel im Mittelmeer, gedeiht ein ganz besonderer Wein, der den Stopp lohnt.

Auch die Marina von Mali Losinj, die im südöstlichsten Zipfel des 2,5 Meilen langen Naturhafens liegt, hat so ihre Tücken: Bei Bora bläst der Starkwind längs durch den Hafenfjord und baut eine eklige Welle auf. So manche Yacht, die ganz hinten am landseitigen Kai lag, bekam da ordentlich von der Hafenmauer was aufs Heck. Die Schwimmstege sind recht eng gelegt, was größere Yachten grade bei Wind schon mal in Schwierigkeiten beim An- oder Ablegen bringt. Wenn aber alles passt: Der Ort ist wunderschön, es gibt Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants mit leckeren Gerichten.

 

Noch eine Anlaufmöglichkeit liegt am Weg: Dicht am Südende von Losinj liegt Ilowik, an dessen nördlichem Ufer eine recht schmale Passage teils heftigen Strom zwischen Ilowik und dem Inselchen Sveti Petar stehen lässt. Man kann an einer der ausliegenden Bojen festmachen oder am Fähranleger, wenn grade mal Platz sein sollte, und wenn keine Bora steht. Dann gibt es hier Yacht-Chaos, und die Bojenlieger schaffen es im Beiboot weder hin noch zurück. Dann kachelt der Wind und der Regen kommt wie aus dem Sandstrahler daher. Aber wem die Gunst gewogen ist, den erwarten hervorragende Fischtavernen!

Trotz all dieser Versuchungen: Die Lust am Segeln lässt die Crew noch einen  Schlag mehr machen. 15 Meilen weiter liegt die schmale, aber langgestreckte und autofreie  Insel Premuda mit einem winzig-kleinen alten Hafen. Gleich westlich anschließend wurde ein neues Becken gebaggert. Und südlich davon liegen einige Bojen aus. Wer ankern möchte: In der  Seegraswiese hält das Eisen schlecht und überhaupt: Aus Gründen des Schutzes der Unterwasserwelt sollte man sowieso den Anker nicht ins Seegras versenken. An Land erwarten uns eine autofreie verschlafene Insel und die Wirte der Konobas am Hafenrund zum Abendessen. Peka, den in der Glut und unter einer Metallhaube zubereiteten Schmorbraten, bekommen wir heute leider nicht mehr, denn dazu sind wir nun doch zu spät angekommen. Peka wird nicht überall angeboten, und man muss das Gericht wenigstens einige Stunden vorher bestellen, aber der Aufwand wird mit einem außergewöhnlichen Gaumenschmaus belohnt. Wer alleine ankern möchte findet an der Südspitze von Premuda in Uvala Dobra eine geschützte Ankerbucht.

Vorbei an den lieblichen Inseln Skarda, und Ist, im Zick-Zack hindurch zwischen verstreuten Klippen, verläuft die Route am nächsten Tag mit leichten raumen Winden nach Molat, wo gleich neben dem Fähranleger eine Reihe von Liegeplätzen mit Muringleinen gebaut wurden. Der freundliche Hafenmeister wartet schon zur Hilfestellung beim Anlegen, denn nachmittags weht der Wind oft genau quer zu den Liegeplätzen, was ein römisch-katholisches Anlegen für Ungeübte leicht zum Desaster werden lässt. Leichter geht es wenn man erstmal mit Bug zum Wind längsseits geht, und die Yacht dann mit Muring und Achterleinen in die „Parkposition“ quer zur Pier verholt. Wer schon festliegt fendert seine Bugseite gut ab, denn der nächste Skipper versucht ja vielleicht doch mit dem strammen Seitenwind anzulegen… Der Spaziergang durch das verschlafene Dorf hinauf zur Kirche belohnt mit einem großartigen Ausblick über Insel und Meer. Tavernen und eine Bar gibt es gleich unten am Hafen.

Das nur 5 Meilen entfernte Wrack eines kleinen Frachters hatte die Crew der Charter-Horizonte schon beim letzten Törn besucht und beschrieben: An der Nordspitze der Insel Dugi Otok liegt die gut erhaltene Schiffsruine auf einer Sandbank, wobei einige Aufbauten noch aus dem Wasser ragen. Viele Fische und die Möglichkeit das Wrack mit dem Schnorchel zu erkunden machen es zum beliebten Ziel für einen Mittags-Badestopp.

Von hier aus erstreckt sich nach Osten ein phantastisches Revier mit einer Vielzahl von kleinen Inselchen, die teils bewohnt sind, teilweise aber auch Robinsongefühle wecken können, wenn eine Crew in einer der unzähligen Buchten ankert und auf Landerkundung geht. Allein hier kann man sich locker die eine und andere Woche aufhalten und entspannt von einer Bucht zum nächsten kleinen Hafen schippern.

Ganz im Osten schließlich begrenzt die große Stadt Zadar diese Region. Hier gibt es gleich mehrere gut ausgebaute Marinas: Schon eine Meile nordwestlich des Stadthafens, und sogar im Stadthafen selbst. Liegeplätze gibt es an der Innenseite des westlichen Wellenbrechers und im kleinen und engen Hafenbecken der ursprünglichen Marina. Die Wasserwege zwischen den an den Stegen liegenden Yachten sind sehr schmal, der Yachthafen ist voll besetzt, so dass sicheres Manövrieren auf engstem Raum angesagt ist. Die Altstadt ist zu Fuß in wenigen Minuten erreichbar – auch Läden und Geschäfte. Wer auf die südwestlich liegende Halbinsel übersetzen will – auch hier gibt es einen Supermarkt – der kommt mit dem vom Fährmann immer noch handgepaddelten Boot von der Spitze des Wellenbrechers gegen ein kleines Entgelt hinüber.

Für viele Wochentörns ab Pula stellt Zadar gleichzeitig Versorgungshafen und Wendepunkt dar, ist etwa die Hälfte der Strecke nun abgesegelt. Weiter geht der Törn nun zur Insel Olib. An der Westseite gibt es ein wenig Schutz hinter der Fährmole. Der Osthafen dagegen liegt gut geschützt, verfügt über Wasser- und Stromanschluss, eine Badestrand nebenan,  eine gute und urige Taverne gleich bei den Liegeplätzen – er hat aber einen Nachteil: Schon am früheren Nachmittag sind die begrenzten Liegeplätze oft schon belegt. Dann kann man seine Yacht an eine der Bojen legen die vor dem Hafen installiert sind. Bei Bora-Wetterlage heißt es aber:“Nix wie weg hier!“ Wer aber einen der begehrten Liegeplätze ergattert hat sollte unbedingt einen Spaziergang unternehmen: Oben auf dem Hügel liegt der Hauptort der Insel mit einigen Geschäften und Konobas entlang der Hauptstraße. Und es gibt einen spannenden Aussichtsturm mitten im Ort, den man kostenlos besteigen kann, wenn man sich traut und schwindelfrei ist. Denn die steinernen Stufen führen außen um den Turm herum – ohne Geländer! Oben angekommen versüßt ein 360-Grad-Rundumblick den Stress des Aufstiegs.

Noch ein Highlight liegt auf unserem Weg zurück nach Pula: Die alte Bischofsstadt Osor und die Passage des Kanals mit der Drehbrücke zwischen den Inseln Cres und Losinj! Um 0900 und um 1700 Uhr wird sie täglich für den Schiffsverkehr geöffnet. Gleich nördlich des Kanals gibt es einen Anleger und eine kleine Ankerbucht. In altgriechischen Quellen heißt der Ort noch Apsorus, dann gedieh die Stadt unter Griechen, Römern und Venezianern. Künstler haben sich hier angesiedelt. Im Sommer findet ein bekanntes Musikfestival statt. In der gut erhaltenen und sehr sehenswerten mittelalterlichen Altstadt gibt es einige Restaurants und Konobas, einen Supermarkt und einen Campingplatz nebenan. Wir fühlen uns beim Bummel durch die Gassen wie in frühere Zeiten zurückversetzt.

Zum Hauptort Cres mit seiner schmucken Altstadt und der modernen Marina wären es knapp 20 Meilen nach Nord, für die wir diesmal keine Zeit mehr haben. Stattdessen segeln wir mit Kurs West in Richtung Istrien zurück, um noch in Medulin Station zu machen. Wer Westkurs ist besonders dann günstig, wenn eine Bora heftige Winde durch den Kvarner Kanal pustet, den es ja zu queren gilt. So haben wir fast halben Wind, was den Ritt gut erträglich macht.

Die Marina Pomer liegt weit innen in der weitläufigen und recht flachen Bucht von Medulin – somit auch gut geschützt vor hohem Seegang, wenn uns vor Jahren auch schon mal eine ganz harte Bora die Fender zwischen Rumpf und Steg raus geblasen hatte. Das war eine „kurzweilige“ Nacht gewesen mit ein paar Blessuren...

Nur noch zwei Meilen über Land trennen uns vom Heimathafen, der Marina Veruda. Wir müssen aber die komplette Südspitze Istriens noch umsegeln, so dass es dann doch noch gut 10 Seemeilen werden, die wir am letzten Törntag gemächlich und genüsslich absegeln, um erst gegen Abend in den Yachthafen einzulaufen. Als Alternative kann man dicht südlich der Marina in einer Reihe von Buchten vor Anker gehen und so den Törn mit Baden und Entspannen ausklingen lassen.

Schade, dass die Crew schon wieder zurück ist und nach knapp 200 Segelmeilen das normale Leben wieder aufnehmen muss. Der nördliche Teil der Dalmatinischen Inselwelt könnte ein mehrwöchiges, ja gar mehr-monatiges Erkunden gut ertragen ohne Langeweile aufkommen zu lassen. Eine nicht minder spannende Route kann entlang der Westküste Istriens gesegelt werden: Pula, Brijuni, Rovinj, Vrsar, Novigrad... überall sind die venezianischen Kampanile zugegen, denn Venedig selbst liegt nur etwa 50 Seemeilen im Westen – mit seiner beeindruckenden Lagunenlandschaft auch ein lohnendes Segelziel und Thema einer Reportage! Doch allein die 1000 Inseln vor den Küsten Kroatiens reichen viele Jahre, um sie der Reihe nach zu besuchen und zu erforschen.

Wir tun hierfür noch lange unser Bestes.

 

 

Revierunterlagen, z.B.:

Die aktualisierbaren(!) Loseblattsammlungen des Nautik

-Verlages. Aus den Ringbüchern, von denen es alleine drei dicke Bände für Kroatien gibt, kann der Skipper einfach die für den Törn wichtigen Seiten heraus und mit auf den Törn nehmen: http://www.nautik-verlag.de/shop1/

„888 Häfen und Buchten“ von Karl-Heinz Beständig mit knappen Infos,

oder „Revierführer Kroatische Adria“ von Wolfgang Albrecht, Pietsch Verlag.

Charteryachten weltweit und aktiv- Mitsegel- und Flottillentörns:

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Weitere Infos bei:                                                                                                                             

Hans Mühlbauer                                                                                                                   

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